70. Filmfestival Locarno - Bond, Heintje, Riefenstahl: Das Tessin als Filmkulisse

Eine Ausstellung im Tessin zeigt, wie ausländische Filme die Schweiz sehen. Besonderes Augenmerk gilt dem Tessin, das beliebt ist bei Schlagersängern, Bankräubern und Geheimagenten.

«Das blaue Licht» (1932):

Der Film von Leni Riefenstahl, gedreht im oberen Maggiatal, ist einer der Lieblingsfilme von Marco Solari. Der Präsident des Filmfestivals Locarno wollte Riefenstahl nach Locarno einladen, erzählt Ausstellungskurator Cornelius Schregle. Das gelang Solari jedoch nicht und kurz darauf verstarb die umstrittene deutsche Regisseurin.

Kinowelt

«Nach dem Sturm» (1948):

Tessiner Steinbauten werden in Filmen gerne gezeigt. Der typische Baustil von Kirchen und Rusticos steht für ein idyllisches Landleben mit südlichem Flair.

Cordial-Film

«Briefträger Müller» (1953):

Heinz Rühmann reist als «Briefträger Müller» von Meersburg nach Italien. Diese Reise führt ihn natürlich auch durch das Tessin. Besonders in deutschen Filmen war das Tessin wegen dem Nebeneinander von Palmen, Seen und Bergen lange Zeit sehr beliebt.

Kinowelt

«Checkpoint» (1956):

Showdown im Tessin: Der englische Krimi «Checkpoint» handelt von einem Autorennen, das von Italien in die Schweiz führt.

The Rank Organisation

«Heintje – Ein Herz geht auf Reisen» (1969):

Auch der niederländische Kinderstar Heintje drehte im Tessin: Im Film «Ein Herz geht auf Reisen» verschlägt es den Schlagersänger auf irrwitzigen Wegen nach Locarno und Ascona: Er wird nämlich genötigt, ein Paket mit radioaktivem Material in seinem Rucksäckchen über die Schweizer Grenze zu schmuggeln.

Fiomjuwelen

«Ein grosser graublauer Vogel» (1970):

Ein eher ungewöhnliches Bild des Tessins: Im deutschen Spielfilm «Ein grosser graublauer Vogel» spielt eine Szene in der Casa Ebelin Bucerius. Diese Villa, die in den 1960er-Jahren in Brione s/M gebaut wurde, hatte der Stararchitekt Richard Neutra entworfen.

Prodi Cinematografica/TS-Film

«Silver Bears» (1978):

Michael Caine (rechts) in Lugano: Eine Palme und ein Reiseführer machen im Film «Silver Bears» deutlich, dass man sich im Tessin befindet. In diesem Thriller tritt Lugano – wie in vielen anderen Filmeen auch – als Bankenplatz in Erscheinung.

Columbia Pictures

«GoldenEye» (1995):

Die berühmteste Filmszene, die je im Tessin gedreht wurde, spielt in Russland. James Bond springt mit Bungee-Seil von einer Staumauer. Den Sprung machte ein Stuntman für Pierce Brosnan, gedreht wurde am Lago di Vogorno im Verzasca-Tal. Im Film ist die Szene in Russland angesiedelt, auch wenn deutlich die bewaldeten Tessiner Hügel zu erkennen sind.

007.com

«Youth Without Youth» (2007):

Francis Ford Coppolas Film von 2007 spielt in Rumänien. Deutschland - und im Tessin. Für eine Szene wurde gar ein Büro der Tessiner Kantonspolizei hergerichtet. Neben Tim Roth ist mit Bruno Ganz auch ein Schweizer Darsteller in diesem etwas wirren Spätwerk der Hollywood-Legende zu sehen.

Pathé Films

«Les Coquillettes» (2012):

Ein Film am Filmfestival: In der französischen Komödie «Les Coquillettes» besuchen drei Frauen das Filmfestival Locarno. Für die Filme interessieren sie sich aber kaum – stattdessen machen sie am Festival Jagd auf Männer. «Les Coquillettes» wurde 2012 am Filmfestival Locarno gezeigt.

Ecce Films

Ausstellungshinweis

«Backdrop Switzerland Expo» ist noch bis zum 13. August im Centro culturale Elisarion in Minusio zu sehen.

Während dem Filmfestival Locarno rückt die Schweiz ins Blickfeld der Filmwelt. Gleichzeitig befasst sich eine Ausstellung in Minusio mit der Frage, wie ausländische Filme die Schweiz sehen.

Bond, Berge und das Weltall

In der Ausstellung sind Filmstills aus acht Jahrzehnten zu sehen. Filme, die in der Schweiz spielen oder in der Schweiz gedreht wurden. Darunter sind natürlich viele Bergsteiger-Filme, auch James Bond begegnet einem immer wieder.

Und es gibt eine Reihe von Kuriositäten: Einen Science-Fiction-Film etwa, in dem verschneite Schweizer Berge einen fremden Planeten darstellen sollen. Oder die Schweiz posiert als Colorado, weil in den Rocky Mountains gerade kein Schnee lag.

SRF am Filmfestival Locarno

Im Radio:

SRF 2 Kultur und SRF 4 News sind während des Filmfestivals gemeinsam vor Ort: «Live aus Locarno» mit aktuellen Filmen und prominenten Gästen – vom 3. bis 11. August, Mo-Fr, um 11 Uhr live auf SRF 4 News und 12 Uhr auf SRF 2 Kultur.

Im TV:

«Filmfestival Locarno 2017 - Das Spezial» am 9. August um 22.25 Uhr auf SRF 1.

Die Schweiz im Studio

Häufiger ist es jedoch genau umgekehrt: Ein Film spielt in der Schweiz, gedreht wurde er aber anderswo – in den Bergen der USA oder in einem Studio.

Deswegen heisst die Ausstellung «Backdrop Switzerland». Denn die Schweiz sei oft bloss Hintergrund, bloss Kulisse, erklärt Cornelius Schregle, der Kurator der Ausstellung.

Romantik unter Palmen

Besondere Aufmerksamkeit widmet die Ausstellung dem Tessin. «Das Tessin ist eine besonders romantische Gegend, wegen den Palmen, Seen und Bergen», sagt Schregle.

Besonders bei deutschen Produktionen war das Tessin deshalb als Drehort beliebt. Heinz Rühmann ist in der Ausstellung auf einer Velofahrt durch das Tessin zu sehen. Und Schlagersänger wie Peter Kraus oder Heintje, die in den 1960er-Jahren im Tessin auftauchten.

Auch als Bankenplatz tritt das Tessin in Erscheinung: Lugano ist ein beliebter Schauplatz für Thriller. Und zuletzt haben auch Bollywood-Produktionen das Tessin für sich entdeckt.

Vorbild Tessin

Buchhinweis:

Cornelius Schregle: «Backdrop Switzerland». Éditions l'Âge d'Hommes, 2016.

Heute ist das Tessin seltener in Filmen zu sehen. Denn die Schweiz ist als Drehort oft zu teuer. Doch man hat hier die Initiative ergriffen: Das Tessin ist der einzige Kanton mit einer eigenen Filmkommission, sagt Schregle.

Die «Ticino Film Commission» bewirbt das Tessin als Drehort und hilft ausländischen Produktionen bei der Planung ihrer Dreharbeiten im Tessin. Ein lobenswertes Unterfangen, findet Schregle: «So eine Kommission sollte eigentlich jeder Kanton haben».