Zum Inhalt springen

Header

Inhalt

25 Jahre Kontext Wegsehen unmöglich: Auf Nachtpatrouille mit Basler Polizisten

Im Quartier sieht man die Polizei im Streifenwagen, beim Stadion in Vollmontur und im TV-Krimi in Zivil und mit Schrullen ohne Ende. Doch was erleben Polizistinnen und Polizisten tagtäglich auf Patrouille? Ein Abend im Einsatz mit der Kantonspolizei Basel.

25 Jahre «Kontext»

Box aufklappen Box zuklappen

Piercings, Attentate, Jazz und Denkmalschutz: Es gibt kaum ein Thema, das die «Kontext»-Redaktion von SRF 2 Kultur im Laufe der letzten 25 Jahre nicht kritisch beleuchtet hat. Zum Jubiläum werfen die Sendungsmacherinnen und -macher von Juni bis und mit August einen Blick zurück auf die denkwürdigsten Momente.

Wir wollen nachts ruhig schlafen und sicher sein, dass niemand während unserer Abwesenheit die Wohnung ausräumt. Für diese Sicherheit setzen sich Polizistinnen und Polizisten ein.

Wir sehen sie im unfriedlich wirkenden Ordnungsdienst an Demonstrationen oder vor Fussballstadien. Wir nehmen wahr, wie sie mit rot-weissen Plastikbändern einen Tatort oder Unfallort absperren. Vielleicht hatten wir wegen Falschparkierens schon Kontakt mit ihnen. Dass Fernsehkrimis nicht die Realität der Polizei zeigen, wissen wir. Aber nicht, wie diese aussieht.

Keine Routine

Um einen Eindruck von der Polizeiarbeit zu erhalten, war ich am 13. Juni 2014 mit zwei Polizisten der Kantonspolizei Basel-Stadt auf Streife. Was sie bei ihrer Patrouille erleben, lässt sich weder planen noch vorhersehen.

Mein Einsatz fängt an einem Freitagabend um 18:30 Uhr bei schönem Frühsommerwetter auf der Basler Clarawache an. Zuerst ist eine Fusspatrouille am Kleinbasler Rheinufer vorgesehen, wo offenstehende Handtaschen flinke Finger in Versuchung führen und der Alkohol die Affektkontrolle schwächt.

Sendehinweis

Box aufklappen Box zuklappen
Legende: SRF

Am 20.06.2016 sendet «Kontext» noch einmal die Reportage (Erstausstrahlung: 3. Juli 2014). Damals war er als Polizist auf Streife, heute ist er Mediensprecher des Justiz- und Sicherheitsdepartements des Kantons Basel-Stadt.

Nach wenigen Minuten kommt über Funk jedoch die Nachricht, in einem Hauseingang halte sich ein halbnackter Mann auf. Wir treffen auf zwei stark berauschte Personen und auf eine verwahrloste Wohnung. Herumliegendes Spielzeug zeigt: Auch ein Kind wohnt hier.

Das Kind ist in Sicherheit

Höflich, aber resolut wickeln die Polizisten die Situation ab. Im Universitätsspital wird die Hafterstehungsfähigkeit der beiden Personen abgeklärt, das heisst es wird geprüft, ob eine Haftstrafe zumutbar ist. Dann werden sie in zwei Zellen auf der Wache untergebracht, bis die Gefährdung ihrer selbst und ihrer Nachbarn hinfällig und die drei Promille teilweise abgebaut sind. Das Kind, stellt sich heraus, ist sicher untergebracht.

Rund zwei Stunden Arbeit bedeutet es, diesen Vorgang zu erledigen. Um 21 Uhr sind wir zurück auf der Wache. Die Schicht wird noch bis 7 Uhr dauern.

Wegsehen? Das kann die Polizei nicht. Wo wir die Strassenseite wechseln, uns abwenden oder Vorfälle und Menschen einfach ausblenden können, muss die Polizei eingreifen. Geht mich nichts an? Geht hier nicht.

Meistgelesene Artikel