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Trump spart Kultur weg Düstere Zeiten für die US-amerikanische Kultur

300 Millionen Dollar weniger: Was von Trump als Ohrfeige für die kulturelle Elite gedacht ist, trifft seine eigenen Wähler.

  • Donald Trump will die staatliche Förderung für Kultur und Wissenschaft abschaffen.
  • Dabei geht es ihm weniger um das gesparte Geld, als um einen Seitenhieb gegen die «kulturellen Eliten».
  • Der Sparkurs trifft aber nicht die grossen, privat geförderten Institutionen, sondern vor allem kleine Projekte in der Provinz.

Die Liste der Namen liest sich wie ein «Who is Who» der US-amerikanischen Kulturszene: Starkünstler von Cindy Sherman bis Richard Serra, Bestsellerautoren von Paul Auster bis Salman Rushdie, Musikgrössen von Rosanne Cash bis Stephen Sondheim.

Audio
Ein Schuss nach hinten: Sacha Verna über Trumps Budgetplan
aus Kultur kompakt vom 23.03.2017.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 25 Sekunden.

Das sind nur einige der über 230'000 Unterzeichnenden einer Petition des amerikanischen PEN. Der Schriftstellerverband und zahlreiche andere Organisationen des Landes protestieren damit gegen die Streichung der staatlichen Kulturförderung.

Es geht nicht ums Geld

Was viele kommen sahen, haben sie nun schwarz auf weiss: Laut Donald Trumps Haushaltsentwurf sollen das National Endowment for the Arts (NEA) und das National Endowment for the Humanities (NEH) eliminiert werden. Knapp 300 Million Dollar spart die Regierung damit – je 148 Millionen Dollar für die Kultur und für die Wissenschaft.

Das sind Peanuts bei einem Gesamtbudget von 1,1 Billionen Dollar. Allen ist klar, dass es hier weniger ums Geld geht als um einen Tritt ans Schienbein jener, die Donald Trump regelmässig als «liberale Elite» beschimpft.

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«Bärendienst am amerikanischen Volk»

Allerdings werden vom Versiegen des Geldhahns nicht die Grossen und Illustren betroffen sein, sondern die Kleinen und Unbekannten. Der Direktor des Metropolitan Museum in New York hat die Abschaffung des NEA und des NEH als «kurzsichtig» und als «Bärendienst am amerikanischen Volk» bezeichnet.

Sein Museum wird jedoch weiterhin in aller Pracht glänzen. Dafür sorgen private Sponsoren und Stiftungen. Das National Quilt Museum in Paducah, Kentucky, entbehrt solcher Ressourcen. Dasselbe gilt für die Buffalo Bill Memorial Association in Cody, Wyoming.

Es sind Bibliotheken und lokale Tanzvereine, Forschungsprojekte über indigene Sprachen und Kunsttherapien für Kriegsveteranen, deren Existenz das NEA und das NEH mit Stipendien von 5000 oder 10'000 Dollar bisher ermöglicht haben.

Es trifft die Provinz

Spüren werden das Ausbleiben des Schecks Kulturinteressierte und Geistesgymnastiker vor allem in der Provinz, also ausgerechnet Leute in jenen Gebieten, die mehrheitlich für Donald Trump gestimmt haben. Mit anderen Worten: Der Präsident vergrault damit seine eigenen Wähler.

Zuletzt hat Ronald Reagan versucht, das NEA und das NEH zu streichen. Dass er die Programme dann doch verschonte, lag unter anderem an seinen Freunden in Hollywood, die Druck auf den Ex-Schauspieler ausübten.

Ausserdem befand sich der Kongress, der das Budget schliesslich verabschiedet, damals in demokratischer Hand. Heute fehlt Kultur und Wissenschaft eine starke Lobby in Washington.

Die Hoffnung heisst Ivanka

Das im Gegensatz etwa zum Umweltschutz oder zur Sozialhilfe, die unter Präsident Trump ebenfalls kaputt rationalisiert werden sollen. Dort ist man sich solche Kämpfe gewöhnt.

Noch hoffen manche auf Rettung durch Ivanka Trump. Donald Trumps Tochter hat sich in der Vergangenheit gerne als Liebhaberin und Förderin der Künste präsentiert. Wie es ihr gelingen soll, ihren Vater und den republikanischen Kongress in letzter Sekunde umzustimmen, steht jedoch in den Sternen.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur Aktuell, 21. März 2017, 17:08 Uhr

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