1. Die Freude soll im Vordergrund stehen
Ferien dienen primär der Erholung. Doch nicht nur: Sie erfüllen auch eine soziale Funktion. Man verbringt Zeit mit Freunden und der Familie. In diesen Momenten denkt man nicht an die Arbeit. Dieses Abschalten hilft, sich auch im Kopf von der Arbeit zu erholen, die Batterien wieder aufzuladen.
Dabei sei es gar nicht ausschlaggebend, ob man sich mit Freunden zuhause treffe, einen kurzen Ausflug unternehme oder eine aufwändige Fernreise plane, sagt der Arbeitspsychologe Norbert Semmer. Der entscheidende Punkt sei einzig, dass das Erlebnis einem Freude bereite.
2. Umsichtiges Planen ist zentral
Damit Ferien gelingen, ist die Vorbereitung wichtig. Als erstes müssen Bedürfnisse geklärt werden. Wer allein verreist, hat es einfach. Schwieriger wird es bei Reisen mit der Familie oder mit Freunden. Hier gilt: im Vorfeld absprechen, wer was gerne unternimmt.
Wo gibt es Übereinstimmungen? Wer macht wann Kompromisse? Das Verhältnis müsse ausgewogen sein. Denn Streit und Unstimmigkeiten beeinträchtigen die Erholungswirkung von Ferien und belasten die Auszeit. Ausserdem sei es ratsam, Zeit für einen selber einzuplanen.
3. Die ständige Erreichbarkeit einschränken
Endlich ist man unterwegs – und trägt das Büro in der Jackentasche mit. Durch Smartphones sind wir praktisch überall erreichbar und ständig verfügbar. Vielleicht steht man auch unter Druck, à jour sein zu müssen. Wer im Urlaub konstant an die Arbeit denkt, erholt sich wenig.
Wer sich nicht völlig von der Arbeit abnabeln kann, soll die ständige Verfügbarkeit einzugrenzen. Zum Beispiel klar zu kommunizieren, dass man nur zwischen 17 und 18 Uhr Anrufe beantworte und auch nur in dieser Zeit Mails checke. So wird die übrige Ferienzeit reine Erholungszeit.
4. Die Arbeit auch im Kopf zuhause lassen
Wer projektbezogen arbeitet, trägt gerne auch die Arbeit in den Feierabend oder in die Ferien mit. Da gilt es zu unterscheiden: Eine gute, lustvolle Beschäftigung tut der Erholung keinen Abbruch.
Wer aber unter hohem Leistungsdruck steht und beim Job unter Versagensängsten leidet, sollte versuchen sich abzulenken: mit Joggen, Sport und anderen Freizeit- und Ferienaktivitäten. Arbeitspsychologe Norbert Semmer schlägt vor, dieses Nachdenken – gleich wie die ständige Verfügbarkeit -– auf eine klar begrenzte Zeit des Tages zu befristen.
5. Ferien nehmen – unter allen Umständen
Wer unter hohem beruflichen Druck steht, sollte die Ferien keinesfalls streichen. Die Zauberformel sind hier Kurzferien. Norbert Semmer rät, die Ferientage aufzuteilen. Ein paar Mal nur für kurze Zeit zu verreisen. Einmal im Jahr einen längeren Urlaub zu planen.
Untersuchungen zeigten, dass betreffend Ermüdung und Erholung Kurzferien am wirksamsten seien. Jeder Job vertrage eine kurze Abwesenheit von etwa drei Tagen. Studien zu Langferien belegen, dass nach vier Wochen Ferienzeit der maximale Erholungswert ausgeschöpft sei.
In die Pflicht bei der Feriengestaltung nimmt Norbert Semmer auch die Arbeitgeberinnen und Kollegen: Es müsse ein Arbeitsumfeld angeboten werden, dass die Angestellten von schädlichem Druck entlaste – und zwar vor, während und nach den Ferien.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kontext, 20.06.2017, 09:00 Uhr