- Ein nigerianisches Kampfflugzeug hat Medienberichten zufolge versehentlich auf ein Flüchtlingslager gefeuert.
- Ein Vertreter der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) spricht von mindestens 52 Toten und 120 Verletzten.
- Der Luftangriff hätte offenbar einer Versammlung von Mitgliedern der islamistischen Terrororganisation Boko Haram gelten sollen.
In dem Lager Rann nahe der Stadt Maiduguri im nordöstlichen Bundesstaat Borno starben neben den Flüchtlingen auch sechs Mitarbeiter des Roten Kreuzes, mindestens 13 weitere Helfer wurden verletzt. Sie waren dort beschäftigt, um rund 25'000 Binnenflüchtlinge zu versorgen, wie die Organisation auf Twitter erklärte.
Jean-Clément Cabrol, führender Vertreter von MSF, erklärte, der Angriff auf hilflose Menschen sei schockierend. Nun müsse alles getan werden, um die schnellstmögliche Evakuierung der Verletzten zu garantieren. Sei es aus der Luft oder am Boden. Teams von MSF im Tschad und in Kamerun stünden bereit, die Verletzten zu behandeln. Laut dem nigerianischen Militär haben die Streitkräfte Hubschrauber geschickt, um die Verletzten zu bergen.
Dieser grosse Angriff auf hilflose Menschen, die bereits vor extremer Gewalt geflohen sind, ist schockierend.
Mohammed Bashir, der Vater eines Rot-Kreuz-Mitarbeiters, bestätigte, dass sein 23 Jahre alter Sohn bei dem Bombardement umgekommen sei. «Etwa 20 Helfer sind heute zu dem Lager, um dort Lebensmittel zu verteilen», erklärte er. Viele der Helfer seien dabei getötet worden.
Nigerias Präsident Muhammadu Buhari sprach den Familien der Opfer sein Beileid aus. Das nigerianische Militär erklärte derweil, eine Untersuchung des schrecklichen Fehlers sei eingeleitet worden.
Boko Haram – Extremisten im Nordosten Nigerias
Die sunnitischen Fundamentalisten der Boko Haram haben seit 2009 bei Angriffen und Anschlägen im Nordosten Nigerias und angrenzenden Gebieten mindestens 14'000 Menschen getötet. Rund 2,7 Millionen Menschen sind UNO-Angaben zufolge vor der Gewalt geflohen. Die nigerianischen Streitkräfte haben Boko Haram seit vergangenem Jahr militärisch deutlich geschwächt. Die Extremisten kontrollieren nur noch ein kleineres Gebiet im Nordosten des Landes, aber sie führen immer wieder Anschläge aus. Die Versorgungslage in der Region ist katastrophal, besonders in vor kurzem erst zugänglich gewordenen Gebieten. In der Region sind den Vereinten Nationen zufolge fünf Millionen Menschen auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen, rund zwei Millionen von ihnen gelten bereits als mangelernährt. |