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Rohingya in Burma «Am dringendsten ist jetzt die humanitäre Hilfe»

Aung San Suu Kyis Rede zu den Rohingya hat enttäuscht. Was tatsächlich zu tun wäre, weiss der Leiter des Büros der Friedrich-Ebert-Stiftung in Burma.

SRF News: Aun San Suu Kyi hat in ihrer Rede gesagt, von der Fluchtwelle aus Rakhine seien längst nicht alle Dörfer betroffen. Diese Aussage wurde aber bereits von Muslimen kritisiert.

Alexey Yusupov: Niemand weiss, was in Rakhine tatsächlich vor sich geht und ob die genannte Zahl von 50 Prozent Vertriebenen tatsächlich stimmt – weil sich die Situation nicht vor Ort überprüfen lässt. Wahrscheinlich gibt es schon auch Dörfer und Gegenden, die nicht von der Fluchtbewegung erfasst wurden.

Doch auch wenn dem so ist, bedeuten 50 Prozent von rund einer Million Rohingyas eine riesige Zahl von Menschen auf der Flucht und eine humanitäre Katastrophe für die Betroffenen.

Welche Entwicklung erwarten Sie für die nähere Zukunft?

Wenn sich die Lage langfristig bessern soll, muss der rechtliche Status der Rohingya geklärt werden. Das muss ein Mechanismus sein, bei dem auch Bangladesch und andere Länder – etwa Indien – mitmachen, in denen eine Diaspora dieser muslimischen Volksgruppe lebt. Denn die Rohingya sind die grösste Volksgruppe von Staatenlosen, welche die Welt kennt. Am dringendsten aber ist die Wiederzulassung der humanitären Hilfe in Burma und Bangladesh.

Danach müsste die internationale Gemeinschaft Zugang zu Rakhine bekommen, damit die Geflohenen zurückkehren können. Die heutige Rede Suu Kyis wird an diesen möglichen Entwicklungen zu messen sein.

Mann trägt eine ältere Frau im Niemandsland, hinter ihm weitere Menschen.
Legende: Mehr als 400'000 Rohingya sind innert weniger Tage aus Burma nach Bangladesch geflohen. Keystone

Wie schätzen Sie die Rede allgemein ein?

Aung San Suu Kyi versuchte, einen extrem schwierigen Drahtseilakt hinzulegen, um alle unterschiedlichen Zuhörer zufriedenzustellen. Insgesamt betrachtet, hat sie für niemanden Partei ergriffen. Sie hat Gewalt sowie Menschenrechtsverletzungen als Ganzes verurteilt. Das ist wohl weniger, als sich viele Beobachter erhofft hatten.

Suu Kyi sprach immer wieder von «Muslimen», nannte die Betroffenen aber nicht «Rohingya». Wäre es nicht wichtig gewesen, dass sie die Volksgruppe bei ihrem Namen genannt hätte?

Sie hat das Wort Rohingya tatsächlich nur einmal verwendet, nämlich als sie die Rohingya-Extremistengruppe erwähnte und sagte, diese werde von der Regierung als terroristisch eingestuft. Es entspricht dem Sprachgebrauch in Burma, das «R-Wort» zu meiden.

Allein dessen Benutzung gilt als illoyale Haltung gegenüber der Regierung. Deshalb hat man auch nicht erwartet, dass Suu Kyi es verwenden würde. Durch die Verallgemeinerung auf den Begriff «Muslime» verunsichert sie nun aber viele burmesische Landsleute, die nicht in der westlichen Region Rakhine leben und nichts mit den Rohingya zu tun haben. Deshalb war ihre Rede ein derartiger Drahtseilakt.

Das Gespräch führte Teresa Delgado.

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