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Im Streitgespräch zwischen Bildungsminister Alex Hürzeler und Lehrplangegnerin Elfy Roca gehen die Wogen hoch (11.01.17)
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Abstimmungen 12. Februar Lehrplan 21: Fluch oder Segen für die Aargauer Schule?

Ein breit abgestütztes Komitee kämpft im Aargau gegen die kantonale Volksinitiative «Ja zu einer guten Bildung – Nein zum Lehrplan 21». Für die Gegner führt die Initiative den Aargau in den «bildungspolitischen Alleingang». Die Initianten hingegen wollen einen angeblichen Bildungsabbau verhindern.

Darum geht es

  • Der Lehrplan 21 ist der erste gemeinsame Lehrplan für die Volksschulen aller Deutschschweizer Kantone. Er ist die Grundlage für neue kantonale Lehrpläne.
  • Der Lehrplan 21 legt die Ziele für den Unterricht aller Stufen der Volksschule fest.
  • Die elf Schuljahre werden in drei Zyklen unterteilt, die jeweils bis zum Ende der 2., 6. und 9. Klasse dauern.
  • Der Bildungsauftrag wird kompetenzorientiert beschrieben. Es ist darin festgehalten, was die Schülerinnen und Schüler am Ende von jedem Zyklus wissen und können sollen.

Die Gegner des Lehrplans 21

  • Eine Initiative von Aargauer Konservativen kämpft gegen den Lehrplan 21. Im Komitee hat es auch Lehrer und Mitglieder von SVP, FDP und EVP.
  • Ihre Volksinitiative heisst «Ja zu einer guten Bildung – Nein zum Lehrplan 21».
  • Die Initiative verlangt einen neuen Paragrafen im kantonalen Schulgesetz. Dieser soll unter anderem die Fächer aufzählen, die auf den Stufen unterrichtet werden (Primar nur eine Fremdsprache). Laut den Initianten würde der Lehrplan 21 dadurch verhindert, was die Aargauer Regierung allerdings bestreitet.

Der Text der Initiative

1. Der Lehrplan dient der Umsetzung des Bildungsauftrages an die Schulen. Dabei wird vom Anspruch der Jugend auf Bildung, Wissen und Können ausgegangen, im Einklang mit der Kantonsverfassung und der Präambel des Schulgesetzes.
2. Der Lehrplan stützt sich auf den Fächerkanon ab. Der Regierungsrat regelt nach Anhörung des Erziehungsrates die Zahl der Unterrichtslektionen und ihre Dauer sowie die Lernziele der Jahrgangsklassen.
3. Der Regierungsrat erstellt für den Kindergarten einen Rahmenlehrplan als Vorbereitung für die Primarschule. Der Fächerplan für die Primarstufe enthält Sprache (Deutsch), Fremdsprache, Mathematik, Realien, Musik, Ethik und Religion, Bildnerisches Gestalten, Textiles sowie Allgemeines Werken und Sport. Der Fächerkanon für die Oberstufe enthält die Fächer Deutsch,Fremdsprachen,Mathematik, Informatik, Physik, Chemie, Biologie, Geschichte, Geographie,Musik, Ethik und Religion, Bildnerisches Gestalten, Textiles sowie Allgemeines Werken, Sport und Hauswirtschaft.
4. Interkantonale Vereinbarungen zur Harmonisierung des Lehrplans werden vom Grossen Rat genehmigt und unterliegen dem fakultativen Referendum.

Die Befürworter des Lehrplans 21

  • Der Aargauer Regierungsrat will den Lehrplan auf das Schuljahr 2020/21 einführen.
  • Auch die grosse Mehrheit des Grossen Rates steht hinter dem Lehrplan 21. Das Kantonsparlament lehnte die Initiative mit 94 zu 32 Stimmen ab.
  • Im Komitee für den Lehrplan (bzw. gegen die Initiative) sind alle Parteien vertreten, Organisationen wie der Gewerbeverband und der Gewerkschaftsbund sowie der Lehrerinnen- und Lehrerverband, der Verband der Schulpflegepräsidentinnen und der Verband der Schulleiter.

Die Gegner der Initiative sind alarmiert. Die Initiative schaffe Unklarheiten und provoziere einen Scherbenhaufen, sagt SP-Grossrat Thomas Leitch als einer der Sprecher des Gegen-Komitees «Bildungsbremse! – Nein zur schädlichen Volksinitiative».

Das ausformulierte Gesetz, welches die Initiative vorschlägt, verhindere weder die Einführung des Lehrplans 21 noch die Einführung eines kompetenzorientierten Lehrplans.

Gewerbeverbandspräsident Kurt Schmid sagt, die Vereinheitlichung des Lehrplans erfülle eine langjährige Forderung der Arbeitgeber und Lehrbetriebe. Die mit der Digitalisierung eingeleitete Wirtschaftsentwicklung erfordere einen flexiblen Lehrplan.

FDP-Grossrat Titus Meier weist darauf hin, die Gesellschaft und Wirtschaft erforderten Mobilität. Deshalb dürfe sich der Aargau bei der Volksschule nicht für eine Insellösung entscheiden.

Gegen einen Alleingang spricht sich auch SVP-Grossrat Richard Plüss aus. Mit der Festsetzung eines sehr eingeschränkten Fächerkataloges im Schulgesetz werde die Schule Aargau blockiert. Fächeranpassungen müssten flexibel möglich sein. Plüss erklärte aber auch, dass seine Partei in diesem Thema gespalten sei.

Auf die Mehrkosten bei Ausbildung der Lehrpersonen und bei den Lehrmitteln weist CVP-Grossrat Martin Steinacher hin. Der Aargau benötige gute Lehrpersonen mit einer fortschrittlichen Ausbildung und kostengünstigen Lehrmitteln.

Schüler im Unterricht.
Legende: Am 12. Februar entscheidet das Aargauer Stimmvolk über die Initiative gegen den Lehrplan 21. Keystone

Lehrplan-Gegener stützen sich auf Umfrage

Das Komitee «Ja zu einer guten Bildung – Nein zum Lehrplan 21» hat eine Umfrage gemacht bei 6000 Lehrerinnen und Lehrern im Aargau. 1200 Personen haben mitgemacht und dabei habe sich, so das Komitee, gezeigt, dass viele Lehrer den Lehrplan 21 nicht unterstützten.

Die Gegner des Lehrplans kritisieren, das Reformwerk führe zu einem völlig neuen Bildungsverständnis, weg vom Sachwissen hin zu so genannten Kompetenzen. Die Schüler würden nur einzelne Fertigkeiten lernen ohne die Zusammenhänge zu kennen.

Die Bildungsqualität leide dadurch, dass die Kinder «selbstentdeckend» lernen sollen. Deshalb hätten viele Lehrmittel keinen roten Faden mehr. Lehrer seien nicht mehr wirkliche Lehrer, sondern nur noch Coaches oder Animatoren.

Ausserdem würden die klassischen Fächer verschwinden. Damit gehe die Struktur des Wissens verloren. Und der Unterricht verlagere sich weg von Mathematik und Naturwissenschaften zu Sprachen und «Allerweltsthemen» wir Politik, Menschenrechte, Konsum oder auch Gesundheit.

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