Die Konkurrenten ums Solothurner Stadtpräsidium
Kurt Fluri (Jg. 1955) ist seit 24 Jahren Stadtpräsident. Der FDP-Nationalrat ist zudem Präsident des Schweizerischen Städteverbands und hat zahlreiche weitere Ämter inne. Fluri ist verheiratet und hat drei Töchter und zwei Söhne. Der passionierte Hörer von Dixieland-Jazz hat Rechtswissenschaften studiert und war früher Fürsprech und Notar. |
Franziska Roth (Jg. 1966) ist seit 12 Jahren Gemeinderätin, also Teil der Solothurner Stadtregierung. Die SP-Kantonsrätin ist zudem Präsidentin der SP Kanton Solothurn. Roth ist geschieden und hat einen Sohn und eine Tochter. Die Langdistanz-Velofahrerin hat das Primarlehrer-Seminar besucht und arbeitet als Heilpädagogin. |
Wann ist lang zu lang?
Fluri ist seit 24 Jahren Stadtpräsident. Angela Merkel ist erst halb solange Bundeskanzlerin. Roth findet, es sei höchste Zeit für einen Wechsel.
Es gibt diverse Dinge, die ich nach 11 Jahren im Gemeinderat nun als Stadtpräsidentin anpacken will.
In den letzten Jahren gab es keine ernsthaften Gegenkandidaten.
Darf ein Stadtpräsident Nationalrat sein?
Roth wirbt mit dem Slogan «100 Prozent Stadtpräsidentin». Sie wirft Fluri vor, er könne sich wegen seinen vielen Ämtern nicht richtig für die Stadt einsetzen. Fluri kontert, seine Ämter nützten der Stadt mehr als dass sie schadeten.
Das Nationalratsamt von Kurt Fluri nützt der Stadt weniger als mein Amt als Kantonsrätin.
Während Nationalratssessionen bin ich am Abend jeweils zurück in Solothurn und arbeite für die Stadt.
Bürokrat vs. Pragmatikerin?
Roth will «gestalten statt verwalten». Ist Fluri also ein Paragraphenreiter, der nie den Fünfer gerade sein lassen kann? Und kann es gut kommen, wenn Roth nur aus dem Bauch heraus eine Stadt mit 600 Angestellten führt?
Bei der Bewilligung längerer Öffnungszeiten für Bars und Restaurants wurde der Gestaltungsspielraum zu wenig ausgenutzt.
Vor meiner Amtszeit war die Vorstadt vom Verkehr verstopft und an der Aare gab es nur ein Restaurant.
Ist die schönste Barockstadt am Zerfallen?
Solothurn ist reich. Und schön. Trotzdem betont Roth in ihrem Wahlkampf immer wieder die marode Bausubstanz der städtischen Gebäude. Was stimmt nun?
Sanierungsbedarf ist da, etwa bei energetischen Sanierungen. Das ist aber alles aufgegleist.
Ein Investitionsbedarf von 300 Millionen Franken in die städtischen Immobilien zeigt, dass lange nichts gemacht wurde.
Welche Vision für Solothurn?
In den letzten 20, 30 Jahren hat sich Solothurn zu einer lebendigen Kleinstadt entwickelt mit viel Leben entlang der Aare und einer schweizweit beachteten Seminarmeile. Wie wünschen sich die Kandidaten ihre Stadt in 10, 20 Jahren?
Solothurn ist in 20 Jahren eine attraktive Stadt mit Wohnraum für jedes Budget und Alter, in der die Bewohner auch arbeiten wollen.
Ich hätte am liebsten einen Investor, der nachhaltige Arbeitsplätze schafft, zu denen Arbeitnehmer mit dem ÖV fahren.