Hansjörg Knecht ist der linientreuste SVP-Nationalrat in Bern. Dies das Resultat eines Rankings der «Tagesschau». Knecht hat nichts dagegen, wenn man ihn als einen der «rechtesten» Politiker in Bern bezeichnet.
Auch Philipp Müller darf man zum rechten politischen Spektrum zählen. Sein Smartvote-Profil zeigt deutlich, dass er innerhalb der FDP zum rechten Flügel gehört.
Und man müsse nicht beweisen, dass Ruth Humbel bürgerlich sei, sie sei es «durch und durch». So preist Markus Zemp, Präsident der CVP Aargau, seine Ständeratskandidatin an.
Bürgerlich, konservativ, liberal
Knecht, Müller und Humbel sind also allesamt stramm bürgerlich. Hat der Stimmbürger deshalb gar keine echte Wahl? Doch, es gibt Unterschiede. Es gibt durchaus Themen, wo sich die drei Kandidaten unterscheiden. Müller und Humbel sind zum Beispiel aussenpolitisch klar anders positioniert als Knecht.
Philipp Müller ist gesellschaftspolitisch der liberalste Kandidat. Bei Ruth Humbel schimmert hier die wertkonservative CVP-Politikerin durch. Und bei Hansjörg Knecht schlägt das Profil bei der Aussenpolitik und der Migrationspolitik fast bis zum Extrem aus.
Der Fragebogen von Smartvote.ch gibt Einblick in die Denkweise der Kandiaten. Insgesamt enthält er 75 Fragen, die die Kandidierenden beantwortet haben. Hier ein Auszug:
Die Standpunkte in der Übersicht
Hansjörg Knecht SVP | Philipp Müller FDP | Ruth Humbel CVP | |
Rentenalter senken auf 67? | Eher ja | Eher ja | Nein |
Sparen und Spitäler schliessen? | Eher ja | Eher ja | Eher nein |
Lehrplan 21 einführen? | Nein | Eher ja | Ja |
Leichtere Einbürgerung Ausländer 3. Generation? | Nein | Nein | Eher ja |
Kinderadoption für gleichgeschlechtliche Paare? | Nein | Ja | Eher nein |
Haschisch legalisieren? | Nein | Nein | Nein |
Aktive Sterbehilfe erlauben? | Eher ja | Eher ja | Eher nein |
Soll der Bund die Steuern senken? | Ja | Eher ja | Eher nein |
Steuergeheimnis im Inland aufheben? | Nein | Nein | Nein |
Ladenöffnungszeiten vollständig liberalisieren? | Eher ja | Ja | Eher nein |
Ausstieg aus Atomenergie bis 2019? | Nein | Eher nein | Nein |
2. Tunnelröhre am Gotthard? | Ja | Ja | Ja |
6 Spuren Autobahn Zürich–Bern? | Ja | Ja | Ja |
Schengen-Abkommen mit EU kündigen? | Eher ja | Nein | Nein |
Schärfere Gesetz für Waffenbesitz? | Eher nein | Eher nein | Eher ja |
EU-Beitritt der Schweiz? | Nein | Nein | Nein |
Was ist wichtiger: Umsetzung Masseneinwanderungsinitiative oder Bilaterale? | Eher Initiative | Eher Bilaterale | Bilaterale |
Soll die Schweiz die Neutralität strikter auslegen? | Ja | Eher nein | Eher nein |
Je nach politischem Gusto können sich also bürgerlich denkende Wählerinnen und Wähler aus dem Aargau durchaus für unterschiedliches Gedankengut entscheiden.
Was aber neben dem Ja oder Nein zu Sachfragen auch ins Gewicht fällt bei Wahlen in den Ständerat, ist das politische Potenzial, das die Kandidierenden in die Waagschale werfen können.
Ruth Humbel, CVP
- Juristin, Beraterin im Gesundheitswesen, 12 Jahre im Nationalrat. Expertin für Gesundheitspolitik und Altersvorsorge. Mitglied staatspolitische Kommission. Sehr gut vernetzt in Bern. Ihre Stimme hat Gewicht. Bei vielen Vorlagen auf der Gewinnerseite, da die CVP häufig Kompromisse erzielen kann. Im Wahlkampf für den 2. Wahlgang versucht sich Humbel als eine auch für die Mitte und Linke wählbare Alternative zu Müller und Knecht darzustellen.
Philipp Müller, FDP
- Gipser, selbstständiger Bauunternehmer, 12 Jahre im Nationalrat, 3 Jahre Präsident der FDP Schweiz. Vollblutpolitiker, sehr bekannt durch viele Medienauftritte. Hohe Präsenz in der Westschweiz und im Tessin durch viele persönliche Auftritte auch vor lokalen FDP-Sektionen. In Bern hat Philipp Müller viel Einfluss.
Hansjörg Knecht, SVP
- Ehemaliger Gemeinderat, 4 Jahre Nationalrat, Müllerei-Unternehmer (KMU). Gilt als stiller Schaffer in Bern. Sein Bekanntheitsgrad ist gering. Knecht gilt als Hinterbänkler. Im Wahlkampf will er dieses Manko in Stärke ummünzen nach dem Motto «Knecht wählen. Könige hat es genug!»