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Grenzen der Globalisierung Staaten müssen sich um Verlierer kümmern

China verhalf Donald Trump zum Wahlsieg. Als es 2001 in die Welthandelsorganisation eintrat, brachen in den USA ganze Industriebranchen, die Textilien, Spielwaren, Heimelektronik oder Möbel herstellten, unter dem Druck billiger chinesischer Importe zusammen.

David Dorn

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Legende: SRF

David Dorn ist Professor für Ökonomie am Institut für Volkswirtschaftslehre an der Universität Zürich. Er studierte an der Universität St. Gallen und erlangte dort den PhD in Economics.

Die Folgen waren verheerend, wie Ökonomie-Professor David Dorn von der Universität Zürich zusammen mit US-Kollegen in einer weltweit beachteten Studie gezeigt hat: «In den betroffenen Orten ist die Arbeitslosigkeit stark gestiegen, die Löhne sind gesunken, und man sieht in neuen Forschungen, dass es dort auch eine höhere Kriminalitätsrate gibt. Den Leuten geht es ganz klar schlechter.»

Chinesische Importe vernichteten US-Industrien

Schätzungsweise 2.5 Millionen Jobs gingen wegen der chinesischen Konkurrenz in den letzten 15 Jahren verloren. Mit politischen Konsequenzen: Die Forscher zeigten, dass die Republikaner und Donald Trump vor allem in denjenigen Gebieten gute Resultate erzielten, die unter den Folgen der Globalisierung leiden. David Dorn: «Dort haben die Leute stärker für Donald Trump gestimmt.» Die Wahl gewann der Milliardär mit dem Versprechen «America first» – Amerikanismus statt Globalisierung.

Den Leuten geht es ganz klar schlechter.
Autor: David Dorn Ökonomie-Professor Universität Zürich

Die Zeiten, in denen Globalisierung Wachstum und Wohlstand verhiessen, scheinen vorüber – nicht nur in den USA. Globalisierung ist zum Feindbild populistischer Politiker geworden und wird als Verursacherin von Ungleichheit wahrgenommen. Viele wollen sie bremsen oder ganz stoppen. Donald Trump hat bereits eine radikale Abkehr vom Freihandel versprochen: Das Transatlantische Freihandelsabkommen TTIP zwischen den USA und Europa wird aller Wahrscheinlichkeit nach nicht zustande kommen, und die Transpazifische Partnerschaft TPP will der künftige US-Präsident kündigen.

Dani Rodrik

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Legende: SRF

Dani Rodrik ist Professor für Politische Ökonomie an der US-Elite-Universität Harvard. Er warnt seit vielen Jahren vor den Folgen einer unkontrollierten Globalisierung. Zu seinen bekanntesten Büchern zählt «Das Globalisierungs-Paradox: Die Demokratie und die Zukunft der Weltwirtschaft» (2011).

Weniger Handelsabkommen sind kein Problem

Der renommierte Ökonomie-Professor Dani Rodrik von der US-Elite-Universität Harvard vertritt die These, dass das kaum gravierende Konsequenzen haben werde, weil die Welt bereits ein hohes Mass an Globalisierung erreicht habe. Diese gelte es aber zu pflegen und aufrecht zu erhalten: «Die zentrale Herausforderung ist nicht, dass die Weltwirtschaft zu wenig globalisiert ist, sondern dass die dafür notwendige politische Unterstützung in beängstigender Geschwindigkeit erodiert.» Deshalb müsse man die Öffentlichkeit dazu bringen, eine offene Weltwirtschaft wieder zu unterstützen.

Es sei ein grosser Fehler, sagt Dani Rodrik, dass Freihandelsabkommen zu einengend seien: «Wir müssen flexiblere Abkommen treffen, die Ländern grössere politische Autonomie und Handlungsspielraum erlauben.»

Die USA versäumten es, ein Sicherheitsnetz aufzuspannen
Autor: Dani Rodrik Ökonomie-Professor Universität Harvard

Offene Volkswirtschaften brauchen Sozialstaat

Globalisierung funktioniere dann, wenn für die Verlierer gesorgt werde. In den USA sei das Gegenteil der Fall gewesen: Lange spielte internationaler Handel kaum eine Rolle. In erster Linie wegen der schieren Grösse der Vereinigten Staaten. Als dann Importe aus Tieflohnländern wie China ins Land kamen, bauten die USA – anders als Europa – den Staat ab anstatt aus. «Die USA versäumten es, ein Sicherheitsnetz aufzuspannen, um die Folgen der offenen Märkte abzufedern.» Für Rodrik ist klar: Der Aufstieg von Trump und populistischen Kräften hat damit zu tun.»

Doch Globalisierung sei nicht vom Himmel gefallen, sondern mit Handelsabkommen im Laufe der Zeit gestaltet worden. Die Frage sei nun, wem sie dienen solle. Donald Trump täte gut daran, sich in Erinnerung zu rufen, dass die reichsten Länder diejenigen mit ausgebauten Sozialstaaten sind.

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