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Der aktuelle Marathon-Weltrekord stammt aus dem Jahr 2014 und wurde vom Kenianer Dennis Kimetto am Berlin-Marathon aufgestellt.
Legende: 2 Stunden, 2 Minuten, 57 Sekunden: Der Kenianer Dennis Kimetto stellte den aktuellen Marathon-Weltrekord 2014 in Berlin auf. Keystone
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Aktuell Ein Marathon unter zwei Stunden: Ist das möglich?

Noch nie ist ein Mensch einen Marathon unter zwei Stunden gerannt. Diese Grenze gilt quasi als heiliger Gral der Leichtathletik. Nebst einer Gruppe von australischen Forschern will nun auch der Sportartikelhersteller Nike die Marke knacken.

Nike hat dazu im Dezember 2016 das Projekt «Breaking2» lanciert, um das erste Mal in der Geschichte die Marathon-Schallmauer zu durchbrechen.

Um dies zu schaffen, müssten die Läufer die 42,195 Kilometer in einem horrenden Durchschnittstempo von 21 km/h absolvieren.

Gewisse Experten halten dies für unmöglich. «Breaking2» probiert es trotzdem. 300 Spitzenathleten wurden auf Herz und Nieren getestet. Diese drei haben in den Tests am besten abgeschnitten und wurden für das Projekt ausgewählt:

  • Eliud Kipchoge (Kenia), Marathon-Olympiasieger 2016
  • Zersenay Tadese (Eritrea), Halbmarathon Weltrekordhalter
  • Lelisa Desisa (Äthiopien)

Drei Minuten entscheiden

Der aktuelle Weltrekord stammt aus dem Jahr 2014 und wurde vom Kenianer Dennis Kimetto am Berlin Marathon aufgestellt. Er liegt bei 2 Stunden, 2 Minuten und 57 Sekunden. Wie soll man einen Marathon plötzlich drei Minuten schneller absolvieren können als alle anderen? So soll es gehen:

  • Die Strecke: Gelaufen wird in Monza (Italien) auf einer Auto-Rennstrecke. Die Strecke ist absolut flach, hat nur zwei langgezogene Kurven und ist windgeschützt. Beste Voraussetzungen für ein schnelles Rennen.
  • Der Schuh: Die Athleten laufen in einem neuartigen, superleichten, karbonverstärkten Schuh. Experten schätzen, dass die Athleten mit 100 Gramm weniger an den Füssen rund eine Minute schneller laufen können.
  • Die Verpflegung: Auf dem Rundkurs kann die Verpflegung optimal organisiert werden. Die Läufer werden viel häufiger zur Flasche greifen als bei einem Stadtmarathon. Und weil die Athleten vom Motorrad aus versorgt werden, können sie den Laufrhythmus beibehalten. Geschätzte Zeitersparnis: eine Minute.
  • Der Windschatten: Beim Rennen kommen Pacemaker, also Tempomacher, zum Einsatz. Die Topathleten können so konsequent im Windschatten ihrer Kollegen laufen. Dies spart Kraft und bis zu 100 Sekunden.

Klappt es, oder klappt es nicht?

Marathon-Weltrekordhalter Dennis Kimetto, gejagt von Konkurrenten.
Legende: Weltrekordhalter Dennis Kimetto, gejagt von Konkurrenten. Keystone

Experten sind sich uneinig, ob man einen Marathon unter zwei Stunden laufen kann. Der ehemalige Schweizer Spitzen-Marathonläufer Viktor Röthlin ist überzeugt, dass es möglich ist.

Das Setting für den Versuch in Monza habe nämlich einen bedeutenden Vorteil: «Bei einem grossen Städtemarathon geht es um Prestige und Geld. Irgendwann denkt also jeder an sich. Wenn diese Topläufer nun nicht gegeneinander laufen sondern einander unterstützen, dann wird das ein ganz anderes Rennen, und sicher auch ein sehr schnelles.»

Ob die Zwei-Stunden-Marke im Marathon wirklich geknackt wird, entscheidet sich schon bald. Das Rennen soll im Zeitraum zwischen dem 6. und 8. Mai dieses Jahres stattfinden.

Die Kritik

Die grösste Kritik gilt der Umsetzung des Projektes. «Breaking2» hält sich nämlich nicht an das offizielle Marathon-Reglement des internationalen Leichtathletik-Verbandes. Eine allfällige neue Rekordzeit würde kaum als offizielle Marathon-Bestmarke gewertet und hat somit gemäss Experten keine sportliche Bedeutung. Missachtet werden insbesondere folgende Punkte des Reglements:

  • Verpflegung: Auf der Rundstrecke in Monza können die Läufer praktisch pausenlos verpflegt werden. In einem offiziellen Marathon ist die Verpflegung nur alle fünf Kilometer erlaubt.
  • Der Schuh: Das Reglement besagt, dass ein Schuh dem Träger keinen unfairen Vorteil verschaffen darf. Ob der neuartige Karbonschuh bei «Breaking2» reglementskonform ist, ist unklar.
  • Pacemaker: Das Reglement schreibt vor, dass Pacemaker von Beginn an mitlaufen müssen. In Monza sollen die Tempomacher jedoch während des Rennens ausgetauscht werden, da sie sonst das hohe Tempo gar nicht durchziehen könnten.

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