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Musik-Blog Bobo, das Pflaster und der Stein

Die Swiss Music Awards ehren DJ Bobo zu seinem 25-jährigen Jubiläum mit einem Outstanding Achievement Award. Das ist gut. Das ist richtig. Und sofort erinnere ich mich wieder richtig gut an mein erstes, einziges und letztes DJ Bobo-Konzert.

Autor: Gregi Sigrist

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Gregi Sigrist ist Musikjournalist der Fachredaktion Musik Pop/Rock von Schweizer Radio und Fernsehen. Im Musik-Blog schaut er auf, unter und hinter aktuelle Musikthemen und ihre Nebengeräusche.

Kennt ihr den DJ Bobo-Effekt? Mich faszinierte Bobo von Anfang an. Immer, wenn DJ Bobo irgendwo auftauchte, musste ich hinsehen. Und so kam es, dass ich Mitte der 90er Jahre mehr über diesen vermeintlich unscheinbaren Popstar wissen wollte, der die Hallen füllte und die Hitparaden stürmte.

Bobo

1995. Luzern. Festhalle Allmend. DJ Bobo-Konzert. Im Vorprogramm: Die Backstreet Boys. Eine dieser unzähligen Boybands der 90er eben. Rumgezappel von fünf Milchbubis mit eineinhalb Hits im Gepäck. Dann: Bobo. Lustige Hüte. Lustige Tanzschritte. Etwas Akrobatik. Zweieinhalb Hits.

Ich brauchte einen Moment, um zu verstehen, dass ich mich nicht auf die Bühne konzentrieren darf, um das Phänomen Bobo zu verstehen. Das eigentliche Spektakel fand im Saal statt. Strahlende Leute. Tanzende Familien. Ferienstimmung. Die Bobo-Gemeinde in Festlaune. Und Bobo selbst ging es dabei offenbar nicht darum, sich ins Zentrum zu stellen. Er wollte, dass die Leute sich selbst feiern. Das war kein Konzert. Das war eine Party. Ein Wohlfühltempel. Eine Heiterkeitsdemonstration in Club Med-Manier.

Das Pflaster

DJ Bobo hat von Anfang an etwas ganz Wichtiges verstanden. Wer erfolgreich sein will, muss doppelt so viel in die Verpackung investieren wie ins eigentliche Produkt. Bobo ist ein Meister darin. Seine Alben und Touren sind wie Heftpflaster mit aufgedruckten Piraten, Tigern und Superhelden. Grosse und kleine Kinder wollen das haben. Und da Kinder oft kriegen, was sie haben wollen – hat Bobo seit Jahren Erfolg.

Die Familie ist Bobos Zielpublikum. Dreist checkt der Entertainer, was gerade als Familien-Magnet angesagt ist und für seine Zwecke taugt. Piraten, Vampire, Zirkus, Fantasy usw. Clever baut Bobo um solche Themen und Motive seine Shows. Das ist mehr als schlau. Klein Levin wünscht sich zum Geburtstag eine Konzertkarte fürs DJ Bobo-Konzert. Natürlich wird daraus ein Ausflug mit der ganzen Familie. Alle sind glücklich und Bobo verkauft durch einen Fan drei, vier, fünf und mehr Tickets.

Das ist eine hervorragende Geschäftstaktik. Bobos Verkaufstalent zeugt von einer Qualität, die in der Schweizer Musikszene nach wie vor nicht zum Standard gehört.

Der Stein

Nach Yello, Polo Hofer, Andreas Vollenweider, Züri West, Krokus und Peter Reber zeichnen die Swiss Music Awards in diesem Jahr DJ Bobo mit einem Outstanding Achievement Award aus. Das macht Sinn. Bei all diesen Namen handelt es sich um Künstler, die über sehr viele Jahre bei sehr vielen Leuten sehr viel ausgelöst haben.

Seit 25 Jahren hält sich der heute 49-Jährige erfolgreich im Geschäft. Dies war nur möglich, weil sich Bobo nie auf seinen Lorbeeren ausgeruht hat. Aus seinen Auftritten wurden Shows. Aus seinen Shows Spektakel. Aus den Spektakeln ganze Welten und Zeitreisen. Aus dem kleinen DJ Bobo und seinen Songs wurde ein Musicalstar. Der Star seines eigenen Musicals, in welchem er sich nach Lust und Laune austobt.

DJ Bobo ist ein Phänomen. Kein anderer holte aus eher bescheidenem künstlerischem Potenzial so viel heraus wie Bobo. Er kann weder singen noch tanzen. Reüssierte aber genau auf dem Parkett, auf dem solche Qualitäten gefragt sind. Das ist ausserordentlich, und das soll ihm erst einer nachmachen. Und dafür kriegt DJ Bobo 2017 den Outstanding Achievement Award.

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