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Musik-Blog Boris Blank: Ein brillanter Dilettant wird 65

Passionierte Musiker gehen nicht in Pension. Das musikalische Mastermind von Yello schon gar nicht. Er stellt sich mit dem Pensionsalter einer besonderen Herausforderung: Er wird zum Live-Musiker. Das ist aber nur eines von fünf OH YEAHs zum Geburtstag von Boris Blank, der am 15. Januar 65 wird.

Nach dem einzigen Liveauftritt von Yello, 1983 im Roxy in New York, wollte das Zürcher Duo nie mehr eine Bühne betreten. Dass sie es im letzten Jahr dann doch wieder taten und in diesem Jahr mehrfach tun werden (am 30. November im Hallenstadion Zürich), das verdient Respekt. Beweisen brauchen sich Dieter Meier und Boris Blank nichts mehr. Es ist die Lust und Freude an ihrem Werk, die sie dazu bewegt hat, nochmals ein neues Yello-Kapitel aufzuschlagen. Für Boris Blank scheint dies das perfekte Projekt zum Einstieg ins Rentenalter. Herzliche Gratulation zum 65. Geburtstag, lieber Boris Blank.

Hier sind meine 5 OH YEAHS auf den raffinierten Soundtüftler:

Autor: Gregi Sigrist

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Gregi Sigrist ist Musikjournalist der Fachredaktion Musik Pop/Rock von Schweizer Radio und Fernsehen. Im Musik-Blog schaut er auf, unter und hinter aktuelle Musikthemen und ihre Nebengeräusche.

1. Ein OH YEAH auf Deine Einzigartigkeit

Zum Glück hast Du keine musikalische Ausbildung gemacht, lieber Boris Blank. Die Klangwelten, die Du erschaffen hast, konnten nur so einmalige Formen annehmen, weil Du die Fähigkeit nicht hattest, irgendeinem Vorbild nachzueifern. Es ist aber mehr als einfach die Not, aus der eine Tugend entstand. Wie Du mit völlig neuen Mitteln und Arbeitsmethoden Akzente gesetzt und einen komplett neuen Sound erschaffen hast, ist ganz grosse Kunst. Ende der 70er-Jahre den Sound aufprallender Schneebälle aufzunehmen und mit solchen Klängen konventionelle Rhythmusinstrumente zu ersetzen, ist grandios.

2. Ein OH YEAH auf Deine kindliche Freude

Du vergleichst Deine Art, Musik zu machen, mit der Freude, die Du als Kind beim Spielen hattest. «Am Schluss hatte ich Freude, dass etwas entstanden ist – und das ist bei der Musik dasselbe», sagst Du, und dabei leuchten Deine Augen. Das ist sehr ansteckend, lieber Boris Blank. Ich bin davon überzeugt, dass Du Dich auch dann in Deinem Studio verkriechen würdest, wenn sich niemand für deine Outputs interessieren würde. Danke, dass Du Deine musikalischen Spielereien seit Jahrzehnten mit uns teilst. Und mit der Yellofier-App lässt Du uns seit ein paar Jahren sogar mitspielen auf deinem akustischen Spielplatz.

3. Ein OH YEAH auf Deine Ruhe und Deinen Lärm

Du bist kein lauter Mensch, Boris Blank. Aber Du machst Lärm. Den besten Lärm, den man sich vorstellen kann. Lärm, aus welchem Musik entstand und entsteht. Musik, in welcher Energie steckt. Energie mit Langzeitwirkung. Was Du gemacht hast, war der Zeit voraus und wurde zeitlos. So, dass Du noch heute machen kannst, was Du mit Yello seit bald 40 Jahren machst. Das ist Dein Glück und unser Vergnügen.

4. Ein OH YEAH auf Deine Bescheidenheit

Du hast Pionierarbeit geleistet und hörst nicht auf, Dich als Dilettanten zu bezeichnen, lieber Boris Blank. Für Deinen Erfolg warst Du stets dankbar und hast Dir wenig bis nichts darauf eingebildet. Ein Interview mit Dir befindet sich stets auf der Kippe zu einem Gespräch bei Kaffee und Kuchen. Das passiert weil Du Dir Zeit nimmst. Weil Du Dich als Künstler, Arbeiter und Mensch und nicht als Popstar siehst. So habe ich Dich auch erlebt, als wir uns vor gut zwei Jahren getroffen haben, um über «Oh Yeah» zu sprechen. Das Interview dauerte 30 Minuten. Die Zeit vor und nach dem Interview fühlte sich an, als würde ich immer mal wieder bei Dir vorbeischauen. Das ist nur möglich und kann sich nur natürlich anfühlen, weil Du Dich für mehr als nur für Dich und Deine Musik interessierst.

5. EIN OH YEAH auf Deinen Mut

Dass Du jetzt mit 65 nochmals ein neues Yello-Kapitel aufschlägst ist bewundernswert, lieber Boris Blank. Ihr habt Euch früh und sehr bewusst gegen die Bühne entschieden. Nun macht Ihr den Schritt zum Live-Betrieb doch noch und geht auf Tour. Ein Unterfangen, das durchaus mit einem Risiko verbunden ist, wie auch die unterschiedlichen Pressestimmen auf die Feuertaufe in Berlin gezeigt haben. Ohne Risiken einzugehen, wäre Deine Arbeit und der Erfolg mit Yello aber ohnehin nicht möglich gewesen. Von daher ist dieses neue Yello-Kapitel natürlich schon jetzt eine gute Idee.

Deshalb sage ich schlicht und einfach «OH YEAH» und wünsche Dir einen aufregenden Unruhestand.

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