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Kompass Wenn Stadtkinder zwischen Beton und Asphalt jodeln

Montagabend an der Feldbergstrasse im Kleinbasel. Bars, Imbisse und Shops mit lokalen Produkten reihen sich aneinander. Hier sind Hipster und türkische Grossmütter daheim. In den Strassenlärm und ins Gelächter rauchender Männer vor einem Café mischen sich plötzlich andere Klänge: Jodel.

An der Feldbergstrasse im Kleinbasel mischen sich Klänge in die lärmige Geräuschkulisse, die ich eher mit Bergen assoziiere, als mit urbanen Häuserschluchten. Hier wird gejodelt.

Audio
Urbaner Jodel
29:50 min
abspielen. Laufzeit 29 Minuten 50 Sekunden.

Hier an der Feldbergstrasse trifft sich das «Echo vo dr Feldbergstrooss» zum Proben.

Dina Jost und Thomas-Maria Reck jodeln seit vier Jahren zusammen. Auf der Strasse. In Parks. Unter Brücken. Von Balkon zu Balkon. Am Rhein. «Wir checken den urbanen Raum aus», sagt Dina, «und wir sind noch nicht fertig.»

Urbaner Jodel definiert sich einerseits durch den Raum, den das «Echo vo dr Feldbergstrooss» bespielt. Aber nicht nur.

Es gebe auch musikalische Unterschiede zu traditionellem Jodel, sagt Thomas-Maria: «Wir schreiben Stücke, die geprägt sind von der Musik, die wir sonst machen und hören. Wir machen Sachen, die traditionell nicht unter dem Begriff ‹Jodelduo› laufen würden. Wir pflegen eine eigene Stimmbildung, die sich sehr unterscheidet von dem, was man traditionell hört.»

Kein Text und trotzdem voller Bedeutung

Die Stücke von S’Echo vo dr Feldbergstrooss haben keinen Text, sind aber dennoch voller Bedeutung. «Wir greifen Stimmungen auf. Das Stück ‹S’Echo vo dr Feldbergstrooss› hat etwa eine gewisse Orientalistik in der Melodie. Das ist ein Echo ist für die kulturelle Vielfalt, der wir hier begegnen. Es gibt traurigere und fröhlichere Stücke. Es gibt Stimmungen, aber keine festen Geschichten.»

Wie kommen zwei Stadtmenschen zum Jodel?

«Aufgewachsen bin ich auf dem Land», sagt Dina. «Ich bin erst zum Jodel gekommen, seit ich in der Stadt zuhause bin. Ich habe gemerkt, dass es das auch in der Stadt gibt und es hat mich gepackt.»

Für Thomas-Maria gehört das Jodeln schon seit der Kindheit dazu: «Ich bin ursprünglich aus der Ostschweiz, da kommst du um den Naturjodel nicht herum», sagt er lachend. «Als Kind habe ich immer wieder gehört, wie die Appenzeller zusammen ein Zäuerli genommen haben.» Ein Zäuerli? Ich verstehe nicht.

Ein Jodel ist wie ein Drink. Danach sieht die Welt anders aus.
Autor: Thomas-Maria Reck

«Kompass»

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Egal ob Hentai, Microdosing oder Dämonenaustreibung - Host und Produzent Jan Gross lockt dich aus der Komfortzone und beleuchtet Themen abseits des Mainstreams. Im Zentrum stehen Menschen, ihre Meinungen und Geschichten.

«Sie haben einen Naturjodel angestimmt, so kann man es übersetzen», sagt Thomas-Maria. Das sei wie ein Drink, nachher sehe die Welt anders aus.

Nach einem Jodel sieht die Welt anders aus

Tatsächlich kann die Welt nach einem Jodel anders aussehen. Jodel wirke sich auf die Gemeinschaft aus, das habe er bereits als Kind gemerkt, erzählt Thomas-Maria:

Haben sich zwei Parteien etwa beim Kuhhandel nicht einigen können, sei zusammen eins gejodelt worden. «Als ob man sich durch das gemeinsame Singen wieder auf eine gemeinsame Basis stellt», analysiert er im Nachhinein. Jodel sei ein Zusammen-Harmonieren, auch in schwierigen Momenten.

Vielleicht müssten Politiker in schwierigen Momenten auch gemeinsam jodeln? Dina und Thomas-Maria lachen sich weg. «Warum nicht? Sie können gerne zu uns in einen Workshop kommen!»

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