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True Talk «Bei einer Frau achte ich sehr auf das Aussehen»

Yves Kilchoer ist stark sehbehindert - er sieht zwei Prozent dessen, was ein «normaler» Mensch sieht. Trotzdem geht er mit offenen Augen durchs Leben – nicht nur, was Frauen angeht. Bei «True Talk» erklärt er, warum man ihn keineswegs bemitleiden muss.

Sehbehinderte und das Flirten

Miteinander sprechen ist nicht nur im Alltag – wenn man nicht gut sieht – wichtig, sondern auch beim Daten. Denn: Flirten ist oftmals eine sehr visuelle Angelegenheit: «Mit einer Frau im Club Augenkontakt aufzunehmen ist für mich unmöglich», erklärt Yves und geht noch einen Schritt weiter:

Auch viele Social Media Plattformen wie Tinder funktionieren fast ausschliesslich über Bilder.

Yves sieht 2%

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«Um mich ist es nicht immer dunkel. Ich sehe Farben und ich sehe scharf. Das, was andere Menschen auf 100 Meter sehen, sehe ich einfach nur auf zwei Meter.»

Da Yves die klassischen Wege, eine Frau kennenzulernen, daher oftmals gar nicht offen stehen, lernt er Frauen hauptsächlich über gemeinsame Bekannte und bei der Arbeit kennen. In Situationen also, die von Anfang an ein Gespräch erlauben. Sobald diese erste Hürde gemeistert ist, sieht sich Yves gegenüber einem normal sehenden Mann dann nicht mehr im Nachteil.

Sobald man mal zusammen ist, sind die Spiesse wieder gleich lang.

«True Talk»

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In unserer Webserie «True Talk» werden Menschen, die aufgrund von bestimmten Merkmalen, Eigenschaften oder Vorlieben häufig mit Vorurteilen zu kämpfen haben, mit ebendiesen konfrontiert.

«Dann muss man sowieso seinen Weg als Paar finden und da kommt es wirklich nicht mehr drauf an, ob man gut sieht oder eben schlecht!»

Sehbehinderte und das Aussehen

Dass Yves, weil er weniger sieht, auch weniger Wert auf das Äussere einer Frau lege, sei gemäss Yves nichts als ein Vorurteil. Man sei bloss auf andere Strategien angewiesen, um das Aussehen einer Frau einschätzen zu können.

«Sich bei einer Frau einzuhängen um sich führen zu lassen, ist zum Beispiel die klassische Ray Charles Methode», erzählt er.

«Die wende ich aber eigentlich eher selten an. Was ich häufig mache, ist mir von anderen beschreiben lassen, wie eine Frau aussieht.»

So weit, so simpel. Und ein bisschen sehen könne er ja auch noch.

Was bringt die Zukunft?!

In beruflicher Hinsicht lässt sich Yves von seiner Sehbehinderung übrigens genau so wenig einschränken, wie in Bezug auf das andere Geschlecht. Mit seinem Projekt «Radio Blind Power» vertont er zurzeit Super League Fussballspiele – und kann sich weitere Vertonungen vorstellen:

«Spielfilme sind sicher ein Thema, Musicals, Theaterstücke, alle grossen Sportereignisse, Konzerte – die ja häufig auch ein visuelles Spektakel sind – bis hin zu Pornos halte ich alles für möglich.»

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