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Die grosse Diesel-Lüge Auto Schweiz nimmt im «Kassensturz» Stellung zur Diesel-Lüge

Moderne Diesel-PKW dürfen nach Euro-6-Norm nicht mehr als 80 mg/km Stickoxid ausstossen. In Tests der Deutschen Umwelthilfe halten Dutzende Diesel-PKW den Grenzwert nicht ein. «Kassensturz» konfrontiert die Vereinigung der Schweizer Auto-Importeure. Der Direktor Andreas Burgener nimmt Stellung.

Ueli Schmezer: Stellen wir uns vor, ich habe vor zwei Jahren ein Diesel-Fahrzeug mit guten Werten gekauft. Und jetzt stelle ich fest, dass es massiv mehr Dreck ausstösst, als angegeben. Was können Sie zu meiner Beruhigung sagen?

«Kassensturz» vom 13.12.16

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Andreas Burgener: Niemand hat Ihnen gesagt, wieviel das Auto ausstösst. Vielmehr haben Sie ein gesetzlich geprüftes Produkt gekauft, mit dem Sie tagtäglich sicher und effizient unterwegs sein können. Wenn nun andere Messresultate auftauchen, ist das, weil anders gemessen wird. Es sind andere Bedingungen als jene auf dem Prüfstand.

Ueli Schmezer: Sie sagen also, die offizielle Messung auf dem Prüfstand könne man nicht mit der realen Situation auf der Strasse vergleichen. Allerdings handelt es sich nicht nur um kleine Abweichungen. Mit Software wird dafür gesorgt, dass die Abgasreinigung unter bestimmten Bedingungen sogar ausgeschaltet wird. Das ist unerhört.

Andreas Burgener: Das ist nicht unerhört. Das europäische Reglement gibt genau vor, wie ein solches Fahrzeug geprüft werden muss. So kann diese Prüfung überall auf der Welt wiederholt werden. Eine Testanlage auf der Strasse müsste also auch definiert sein, wenn man verschiedene Autos miteinander vergleichen will.

Das ist nicht Mogeln, es ist vielleicht eine grosszügige Auslegung.

Ueli Schmezer: Das Reglement sieht aber nicht vor, dass eine Abgasreinigung ausschaltet, wenn zum Beispiel die Aussentemperatur weniger als 19 Grad beträgt. In Mitteleuropa ist das sehr häufig der Fall, die Abgasreinigung läuft also praktisch nie. Ein Skandal.

Andreas Burgener: Solche Abschaltungen sind vorgesehen, um das Antriebsaggregat zu schonen. Wir wissen aber auch, dass es ein fortlaufender Prozess ist. Es wird neue Testprozedere geben, die solche Dinge klarer definieren. Und das begrüssen wir.

Ueli Schmezer: Bis dahin darf man also mogeln?

Andreas Burgener: Das ist nicht Mogeln, es ist vielleicht eine grosszügige Auslegung. Die Zukunft wird auf jeden Fall besser.

Ueli Schmezer: Es geht ums Geld. Wenn die Abgasreinigung die ganze Zeit funktionieren und das Auto so sauber halten würde wie man es versprochen hat, dann wird Reinigungsanlage teurer. Somit wird das Auto teurer und die Branche könnte weniger Fahrzeuge verkaufen.

Andreas Burgener: Das stimmt definitiv nicht. Natürlich kosten neue Technologien Geld und auch die Norm wird verschärft werden.

Gewisse Abweichungen werden wir auch künftig haben, wir brauchen einen gewissen Spielraum.

Ueli Schmezer: Sie sprechen gerne über die Zukunft, weil in der Gegenwart gemogelt wird. Und zwar wird so lange gemogelt, bis man jemanden erwischt. Siehe VW: Die sind plötzlich sauber.

Andreas Burgener: VW hat jetzt eine ganz neue Motorengeneration, mit der man die neuen Euronormen angeht. Hier wird auch auf der Strasse gemessen. Aber auch dort braucht es klare Rahmenbedingungen, damit die Resultate verglichen werden können.

Ueli Schmezer: Vor einigen Jahren mussten die Lastwagenhersteller in Amerika immense Bussen bezahlen, genau wegen solcher Tricksereien. Heute haben wir mit LKW keine Probleme.

Andreas Burgener: Es spielt eine Rolle, ob man ein klar definiertes Reglement hat. In gewissen Bereichen haben wir das heute nicht. Gewisse Abweichungen werden wir auch künftig haben, wir brauchen einen gewissen Spielraum.

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