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Schlafen im Stroh: Ein paar Eindrücke aus Maienfeld
Aus Kassensturz vom 26.05.2017.
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Familie und Freizeit Bauern sind beliebte Hoteliers

Ferien auf dem Bauernhof sind beliebt. Touristen schlafen im Stroh, in der Baumhütte oder im Schlaf-Fass. Während die Übernachtungszahlen in der Hotellerie sinken, verzeichnen die Agrotourismus-Anbieter mehr Logiernächte.

Ein paar Fakten:

  • Die Anzahl Logiernächte, die über das Reservationssystem des Vereins Agrotourismus gebucht wurden, stieg 2016 um 1,5 Prozent auf 31‘500.
  • Die meisten Gäste buchen direkt bei den Anbietern. Die Branche schätzt, dass jährlich rund 1,5 Millionen Mal auf Bauernhöfen übernachtet wird.
  • Der Trumpf der Anbieter ist das Erlebnis in der Natur, Kontakt mit dem Gastgeber und die Nähe zu Tieren.
  • Andere Gäste suchen gezielt nach einer billigen und einfachen Unterkunft. Stark nachgefragt sind auch: Kinderferien ohne Elternbegleitung und Anlässe für Firmen und Vereine.

Zwei Beispiele aus Maienfeld GR

Schlafen wie Heidi

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Bauern sind beliebte Hoteliers
aus Espresso vom 26.05.2017. Bild: SRF
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Hoch über dem Weinstädtchen Maienfeld und ganz in der Nähe des «Original Heidihaus» steht der Bauernhof von Max und Dorli Just. Die beiden bieten seit über 20 Jahren «Schlafen im Stroh» an. Anfangs wurden sie belächelt, doch das Angebot war von Anfang an erfolgreich. Von Mai bis Ende Oktober wird jährlich rund 700 Mal übernachtet. Das ehemalige Wäschehaus und Getreidelager dient als Unterkunft mit Stroh- und Matratzenlager. 30 Franken kostet eine Übernachtung, inklusive Frühstück.

Das Ziel – ein zusätzlicher Erwerb – wurde erreicht, sagt Dorli Just zufrieden. Und Ruhe habe man im Winter genug, ergänzt ihr Mann Max. Doch das Gastgebersein müsse einem schon liegen, betonen beide. Wer kommt hier hinauf zum Übernachten? «Alle», lacht Dorli Just: «Schweizer Familien, die ein Erlebnis suchen, Biker die auf der Rheinroute unterwegs sind, Touristen aus aller Welt auf den Spuren von Heidi. Gerade logierten hier Leute aus Japan und Taiwan.» Wie man eigentlich schlafen müsse im Stroh, sei er einmal gefragt worden, erklärt Max Just augenzwinkernd. Seine Antwort: «Sich einfach nur hinlegen und Augen schliessen.»

Schlafen im Weinfass

Das Ehepaar Horat aus Unterägeri sitzt am langen Holztisch und geniesst die Aussicht ins Bündner Rheintal. Ihre Tochter hat ihnen zur goldenen Hochzeit eine Übernachtung im Schlaf-Fass geschenkt. Das Angebot kann wahlweise für zwei oder vier Personen gebucht werden und kostet ab 90 Franken pro Person. Es wird ein Apéro mit Bündner Wein und Schnaps gereicht, Fondue zum selber Zubereiten und ein Bauernfrühstück.

Ein Fass braucht es zum Schlafen, eines zum Essen. Mirjam und Andy Hartmann sind Jungunternehmer, die mit ihrem Angebot 2014 gestartet sind. Sie arbeiten mit zwei Bauernfamilien und regionalen Produzenten zusammen. Und ihre Idee schlug ein, die Fässer sind fast immer ausgebucht. Oft wird das Angebot als originelle und exklusive Geschenkidee entdeckt.

Horats freuen sich auf die Nacht im Fass und sind des Lobes voll. Hartmann hört das gerne und würde lieber heute als morgen expandieren. Doch da wird die Grenze des Agrotourismus deutlich. Es gebe zwar weitere, interessierte Bauernfamilien. Doch Bewilligungen für weitere Schlaf-Fässer gebe es zurzeit nicht, weil diese in der Landwirtschaftszone nicht toleriert werden.

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