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Gefährliche Verwechslung: Maiglöckchen statt Bärlauch
Aus Espresso vom 22.04.2014. Bild: zvg
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Gesundheit Gefährliche Verwechslung: Maiglöckchen statt Bärlauch

Zwischen März und Mai spriesst der Bärlauch. Seine würzigen Blätter sind bei Hobbyköchen beliebt. Oft am gleichen Ort wachsen auch Maiglöckchen und Herbstzeitlosen, deren Blätter dem Bärlauch ähnlich sehen. Eine Verwechslung kann fatale Folgen haben: Maiglöckchen und Herbstzeitlosen sind giftig!

Bei Verdacht auf Vergiftung:

Box aufklappen Box zuklappen

Telefonnummer 145 wählen!

Versuchen Sie, die folgenden Informationen zu liefern:

  • Wer: Alter, Gewicht, Geschlecht, Tel.-Nr. für Rückruf.
  • Was: Was wissen Sie über die eingenommene Substanz?
  • Wieviel: Welche Menge?
  • Wann: Wie lange ist die Einnahme her?
  • Was noch: Beobachtete Symptome, getroffene Massnahmen?

«Espresso»-Hörer Adrian Honegger aus Zürich stellt fest, dass in diesem Jahr Bärlauch und Maiglöckchen («Maieriesli») fast gleichzeitig spriessen.

Das mache die Unterscheidung für Ungeübte noch schwieriger: «Wer nicht wirklich an den Blättern riecht, hat vielleicht Pech und erwischt statt Bärlauch auch ‹Maieriesli›.»

Herbstzeitlosen-Gift kann tödlich sein

Das Schweizerische Toxikologische Informationszentrum (Tox) hat aktuell eine Warnung aufgeschaltet, Herbstzeitlose und Maiglöckchen nicht mit Bärlauch zu verwechseln.

Pro Jahr würden durchschnittlich 15 Unfälle mit Herbstzeitlosen gemeldet. Diese Zahl beinhaltet laut Tox-Direktor Hugo Kupferschmidt sowohl echte, als auch mutmassliche Vergiftungen. Der grösste Teil der Meldungen bleibe Verdachtsfälle.

Herbstzeitlosen enthalten das hochgiftige Zellgift Colchicin. Für Menschen sind davon schon weniger als 1 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht lebensgefährlich. Um eine lebensgefährliche Dosis Colchicin einzunehmen, muss ein Mensch mehrere Blätter der Herbstzeitlosen verzehren. In den letzten 48 Jahren gab es in der Schweiz vier tödliche Vergiftungen und ein Dutzend mittelschwere bis schwere Fälle. Vergiftungssymptome sind Brennen im Mund, Übelkeit, Erbrechen und schwerer Durchfall.

Maiglöckchen-Vergiftungen sind sehr selten

Das Blattgrün von drei ähnlich aussehende Pflanzen nebeneinander.
Legende: Drei Pflanzen, die sich sehr ähnlich sehen: Bärlauch, Herbstzeitlose, Maiglöckhen. zvg

Auch das Maiglöckchen wird laut dem Toxikologischen Zentrum in vielen Lehrbüchern als hochgiftig bezeichnet. Das Maiglöckchen wurde zur Giftpflanze des Jahres 2014 gewählt. Das Vergiftungsrisiko ist allerdings gering, sagt Hugo Kupferschmidt, Direktor des Toxikologischen Zentrums: «Für eine Vergiftung braucht es eine ziemlich grosse Menge an Maiglöckchen-Blättern. Ich kann mich in den letzten 20 Jahren an keinen schweren Vergiftungsfall erinnern.» Vergiftungssymptome bei Maiglöckchen-Blättern sind Erbrechen, Durchfall, verlangsamter oder unregelmässiger Puls.

Wer nach dem Verzehr von vermeintlichen Bärlauch-Blättern Vergiftungssymptome bemerkt, soll über die Telefonnummer 145 umgehend das Toxikologische Informationszentrum kontaktieren.

Die Fachleute dort können durch eine genaue Befragung das Risiko abschätzen. Ist ein Vergiftungsrisiko vorhanden, schickt das Toxikologische Zentrum die Betroffenen ins Spital, sagt Hugo Kupferschmidt: «Bei einer Herbstzeitlosen-Vergiftung muss man so schnell wie möglich mit einer Therapie beginnen.»

So unterscheiden sich Bärlauch, Herbstzeitlose und Maiglöckchen (‹Maieriesli›):

Bärlauch:

  • Blätter sind elliptisch, haben einen Stil, charakteristischer Knoblauchgeruch.
  • Zwei Blätter pro Pflanze wachsen einzeln aus dem Boden.
  • Weisse Blüten wachsen in einer Art Dolde. Sie wachsen zuerst in einer Hülle nach oben.

Herbstzeitlose:

  • Blätter sind lanzettenförmig, ungestielt, geruchlos.
  • Drei bis vier fleischige Blätter pro Stängel, sie umfassen diesen tulpenartig.
  • Violette Blüten (erst im Herbst).

Maiglöckchen (Maieriesli›):

  • Blätter sind elliptisch, geruchlos.
  • Zwei bis drei Blätter umfassen den Stängel, ähnlich der Herbstzeitlose.
  • Mehrere kleine, weisse Blüten hängen vom Blütenstiel.

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