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Stossende Rechnungen für unerwünschte Sex-Angebote
Aus Espresso vom 09.06.2017. Bild: SRF
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Wieder Ärger mit Obligo Stossende Rechnungen für unerwünschte Sex-Angebote

Erneut häufen sich bei den SRF-Konsumentensendungen «Espresso» und «Kassensturz» Meldungen über Rechnungen und Mahnungen für angeblich bezogene Porno-Angebote via Handy und Internet. Und dabei taucht immer wieder der Name Obligo auf.

Es läuft immer ähnlich ab: Verschiedene Sexportale und die Rechnungsausstellerin Obligo drangsalieren die Betroffenen mit Rechnungen und Mahnungen. Obwohl sich die Empfänger beim besten Willen nicht daran erinnern können, ein Abo gelöst zu haben, zahlen manche von ihnen trotzdem – aus Angst vor einer Betreibung oder weil ihnen die Sache peinlich ist.

So wehren Sie sich:

Box aufklappen Box zuklappen

Was tun, wenn Sie solche Sex-Rechnungen bezahlen sollen oder andere Rechnungen, bei denen Sie sicher sind, dass sie unberechtigt sind?

«Espresso»-Rechtsexpertin Gabriela Baumgartner empfiehlt, diese in einem ersten Schritt zu bestreiten. Sollte dann eine Betreibung eingeleitet werden, unbedingt Rechtsvorschlag erheben. Mehr dazu

84-Jähriger wird belästigt

Besonders krass ist der Fall eines 84-jährigen «Espresso»-Hörers. Erstmals in seinem Leben besitzt er ein Handy und hat schon ein Riesenproblem: Täglich hagelt es schlüpfrige Sexangebote. Dafür soll er mehr als 200 Franken bezahlen. Er habe sich aber nie bei einem solchen Dienst angemeldet, beteuert der Senior. Für ihn eine höchst unangenehme Situation: «Ich schlafe schlecht und frage mich: Was wird da gespielt im Hintergrund?»

Alte Rechnungen

Unter den Betroffenen ist auch eine «Espresso»-Hörerin aus dem Kanton St. Gallen. Ihr flatterte kürzlich eine Rechnung für ein Sexfilm-Abo über rund 80 Franken ins Haus, datiert aus dem Jahr 2013. Sie wisse wohl schon nicht mehr im Detail, auf welchen Seiten sie vor vier Jahren durchgesurft sei, aber bewusst habe sie sicher kein solches Abo abgeschlossen.

«Überfall» via Telefon

Ähnlich erging es dem Vater eines «Kassensturz»-Zuschauers aus Zürich. Von ihm verlangte Obligo zuerst am Telefon die Adresse, sonst werde er betrieben. Nachdem der Vater die Adresse genannt hatte, sass auch er in der Sex-Falle, eine Rechnung für angeblichen Pornokonsum lag in seinem Briefkasten. Sein Sohn bemühte sich erfolglos darum, dass die Rechnung gelöscht wird. Unter anderem versuchte er, die Sache vor Ort am Firmensitz im Kanton Schwyz zu klären. Er fand dort jedoch lediglich einen Briefkasten vor.

… und SMS-Trick

Dann gibt es noch die Masche mit dem SMS: Einem Mann aus der Umgebung von Winterthur erschien ein verdächtiges SMS auf dem Display, er klickte es weg und eine Obligo-Rechnung traf ein. Am Telefon habe man ihm mitgeteilt, er hätte die SMS genau lesen müssen: Ohne aktive Absage trete das Sex-Abo in Kraft.

Obligo: Aussagen zurückgezogen

Wie kommt es, dass sich solche Fälle wieder häufen? Ein Obligo-Verantwortlicher gibt «Espresso» zuerst ein Interview, zieht dann aber alle seine Aussagen wieder zurück. Früher schon behauptete die Firma, man könne es belegen, dass alle diese Leute bewusst Pornoangebote gebucht hätten. Ein Beweis dafür konnte Obligo jedoch nie vorlegen.

Die angefragten Sexportale reagierten gar nicht erst auf eine Anfrage von «Espresso». Das überrascht nicht, denn rechtlich bewegen sie sich in einer Grauzone. Die Grenze zur Illegalität wäre überschritten, wenn die Betroffenen nicht bewusst einen Vertrag mit einem der Sexanbieter abgeschlossen haben, wenn sie also getäuscht worden sind. Dieser Nachweis ist aber schwierig.

Staatsanwaltschaft ermittelt

Im Falle von Obligo und den lästigen Porno-Rechnungen ist jedenfalls die zuständige Staatsanwaltschaft March im Kanton Schwyz seit gut zwei Jahren am Ermitteln. Das Strafverfahren richte sich gegen Unbekannt, heisst es auf Anfrage, man habe aber auch Verantwortliche von Obligo im Visier.

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