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Online-Betrug: Der Trick mit den Transportkosten
Aus Espresso vom 19.08.2015. Bild: Colourbox
abspielen. Laufzeit 9 Minuten 51 Sekunden.
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Multimedia Online-Betrug: Der Trick mit den Transportkosten

Aufgepasst, wenn Ihr Vertragspartner bei einem Online-Geschäft plötzlich die Spielregeln ändern will. Eine junge Frau verlor so 850 Franken, als sie über Ricardo ihr Bett verkaufen wollte. Der Käufer log, er habe einen Vorschuss für den Transport bezahlt. Und er fälschte Zahlungsbestätigungen.

Petra C. ist wütend und enttäuscht: «Eigentlich wollte ich einfach ein Bett verkaufen und jemandem eine Freude machen.» Daraus wurde nichts, denn Petra C. wurde Opfer eines sogenannten Vorschussbetrugs.

Kaum hatte sie auf der Online-Plattform Ricardo ein Bett ausgeschrieben, meldet sich ein Claude Perret: Er sei aus der Schweiz, wolle das Bett zum Sofortkaufpreis von 400 Franken kaufen und nach England transportieren.

Käufer hat angeblich zu viel überwiesen

Petra C. willigt ein und erhält kurz darauf ein E-Mail – angeblich vom Online-Zahlungssystem Paypal: Claude Perret habe Geld an sie überwiesen. Das überrascht sie gleich doppelt. Zum einen, weil sie gar kein Paypal-Konto hat, zum anderen, weil der Käufer nicht nur 400 Franken für das Bett, sondern noch zusätzliche 850 Franken transferiert habe.

Die 850 Franken habe Claude Perret für den Transport überwiesen. Das schreibt er selbst, so steht es aber auch im E-Mail mit Absender Paypal. Petra C. müsse diese 850 Franken nun an ein britisches Transportunternehmen überweisen. Sobald diese Zahlung bestätigt sei, überweise Paypal den Gesamtbetrag von 1250 Franken auf C.‘s Bankkonto in der Schweiz.

Petra C. ist irritiert: Weshalb überwies Claude Perret ihr ohne Absprache Geld für einen Transport, mit dem sie gar nichts zu tun hatte? Warum wollte er ein ganz normales Bett nach England transportieren? Per Antwortmail fragt sie bei Paypal nach, ob hier wirklich alles mit rechten Dingen zugehe.

«100-prozentige Garantie, dass Sie Ihr Geld erhalten»

Die Antwort, die unter dem Paypal-Logo zurückkommt: Alles sei sicher, der Gesamtbetrag sei unwiderruflich von Perrets Konto abgezogen worden. «Wir versichern Ihnen, dass Sie die 100-prozentige Garantie und Sicherheit haben, dass Sie Ihr Geld erhalten, sobald die Zahlungsbestätigung vorliegt.» Auch Perret versichert ihr, sie erhalte den Gesamtbetrag, sobald sie die 850 Franken an die Transportfirma überwiesen habe.

Sie prüft nach, ob diese Transportfirma tatsächlich existiert, überweist 850 Franken und schickt Paypal die Bestätigung dafür. Nun erwartet sie die Überweisung des Gesamtbetrags. Stattdessen erhält sie die Meldung, Claude Perret habe weitere 2150 Franken überwiesen. 2000 davon müsse sie wiederum einzahlen – für Gebühren und die Versicherung. «Da wurde mir klar: Da ist etwas komisch», sagt Petra C. im Konsumentenmagazin «Espresso» auf Radio SRF 1.

Gefälschte Zahlungsbestätigungen

Darauf meldet sie sich nicht mehr per Antwortmail bei Paypal, sondern telefonisch – und kommt so zum ersten Mal tatsächlich in Kontakt mit dieser Firma. Und ihr wird klar, dass sie Opfer von Betrügern wurde, welche die Paypal-Mails und -Zahlungsbestätigungen gefälscht hatten.

Aufgepasst bei überraschenden Zusatzkosten

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Interview mit Tobias Bolliger
aus Espresso vom 19.08.2015.
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 34 Sekunden.

Diese Betrugsmasche ist der Koordinationsstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (Kobik) bestens bekannt – auch von Reisebuchungen, Lottogewinnen und anderen Online-Geschäften.

Skeptisch werden sollte man laut Kobik-Leiter Tobias Bolliger immer dann, wenn bei einem normalen Geschäft plötzlich zusätzliche Zahlungen verlangt werden, zum Beispiel für den Transport oder für Zoll- oder Bankgebühren.

Tobias Bolliger empfiehlt, bei Unsicherheiten bei allen Beteiligten nachzufragen – also auch bei Verkaufsplattformen oder Banken: «Und zwar über Adressen oder Telefonnummern, die man selbst findet. Und nicht über die Angaben, die einem per E-Mail mitgeteilt werden.»

Betrugsopfern rät Tobias Bolliger, sich bei der Kobik zu melden, die Bank zu informieren und Anzeige zu erstatten. Das Geld sei zwar in den meisten Fällen verloren, aber: «Ohne Strafanzeige kann die Strafverfolgung gar nicht aktiv werden.» Und immerhin bestehe so doch eine gewisse Chance auf Erfolg.

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