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Reisen mit Implantaten - Wenn es am Flughafen piepst
Aus Puls vom 07.01.2013.
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Unsicherheit Sicherheitscheck Mit Implantaten und Prothesen durch den Flughafen

Heute geht bei jedem vierten Passagier an der Flughafensicherheitskontrolle der Alarm los. Manchmal nur wegen einer Gürtelschnalle, immer öfter aber auch wegen medizinischer Teile wie künstlichen Hüft- oder Kniegelenken, Herzschrittmachern und Prothesen.

Dr. Bertolt Meyer ist privat und geschäftlich viel unterwegs – auch im Flugzeug. Er fällt auf, nicht nur an der Flughafensicherheitskontrolle: Er wurde ohne linken Unterarm geboren und trägt eine Hightech-Handprothese. Bertolt Meyer weiss, dass ihn diese Besonderheit bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen immer mehr Zeit kostet als den «gewöhnlichen» Passagier. Den Metalldetektor-Bogen darf er nämlich vielerorts nicht passieren, da sonst die Elektronik seiner Handprothese durcheinander geraten könnte. Wenn sie zu starken Magnetwellen ausgesetzt ist, dreht sich seine Hand unkontrolliert mehrmals um 360 Grad, die Finger bewegen sich ohne Sinn und Ziel.

Darauf aufmerksam gemacht, verzichten die Sicherheitsbeamten am Flughafen manchmal auf die Kontrolle mit dem Metalldetektor. Bertolt Meyer wird stattdessen hinter dem Vorhang von Kopf bis Fuss abgetastet und kurz darauf Richtung Gate durchgewunken. So problemlos sind die Kontrollen nicht immer, erzählt Bertolt Meyer. An amerikanischen Flughäfen sorge er regelmässig wegen der aufwändigen Sicherheitskontrollen für Aufsehen. Er müsse regelmässig früher an den Flughafen, um seinen Flieger noch zu erwischen. Zusätzlich werde er dort meist durch ein Röntgengerät geschickt – ohne Schutz gegen die bekanntermassen schädlichen Röntgenstrahlen, empört er sich.

Metall im Rücken und ein implantierte Schmerzpumpe

Ein ähnliches Schicksal teilt auch Patrick Fitze. Er verunglückte vor fünf Jahren auf dem Bau schwer. Ein Gerüst begrub ihn unter sich. Seitdem versteifen Metallelemente seine Wirbelsäule. Zudem trägt er einen Neurostimulator: ein implantiertes Gerät, das ihn ständig mit Medikamenten gegen seine Schmerzen versorgt. Weil dieses Gerät im Gesäss implantiert und nicht sichtbar ist, trägt Patrick Fitze immer einen Ausweis bei sich, der ihn als Neurostimulatorträger ausweist. Auch er vermeidet den Gang durch den Metalldetektor-Bogen. Dort würde nicht nur Alarm ausgelöst, sondern das Gerät könnte auch die Funktion des Neurostimulators stören. Die Folgen wären unerträgliche Schmerzen, bis man das Gerät wieder richtig eingestellt ist, erklärt Patrick Fitze.

Keine Gefahr für den Herzschrittmacher-Träger

Der pensionierte Italiener Enrico Del Favero kann ebenfalls ein Lied singen von den «ewigen Kontrollen» am Flughafen. Er trägt ein Hörgerät und einen Herzschrittmacher. Obwohl die Metalldetektoren-Schranke für ihn und seinen Herzschrittmacher keine Gefahr birgt, umgeht auch er diesen Sicherheits-Check und nimmt die zeitaufwändigere manuelle Kontrolle auf sich. Diese Prozedur könnte er sich sparen: Ein Metalldetektor wird erst dann zur Gefahr für den Träger eines Herzschrittmachers, wenn er über längere Zeit diesen Magnetwellen ausgesetzt wäre. Auch dann würde der Herzschrittmacher in einen Sicherheitsmodus fallen, der das Leben des Patienten nicht gefährden würde. Doch Sicherheit geht vor: Nach einem kurzen Schwatz mit den charmanten Beamtinnen in der Handkontrolle steuert Enrico Del Favero beschwingt dem Flugzeug entgegen.

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