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Frühkindlicher Autismus (4)
Aus Puls vom 07.12.2015.
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Frühkindlicher Autismus (4) Intensive Verhaltenstherapie: Zu belastend für kleine Autisten?

Frühkindlicher Autismus (4): Eine intensive Therapie für Kinder mit einer autistischen Störung soll die Sprachentwicklung und das Sozialverhalten autistischer Kinder möglichst früh fördern. Doch sie wirft auch kritische Fragen auf. Die Autismusstelle Zürich gibt Antworten.

Kinder mit frühkindlichem Autismus sind in vielen Bereichen stark beeinträchtigt: Ihre Sprachentwicklung ist verzögert, oft lernen betroffene Kinder kaum sprechen. Auch ihr soziales Verhalten und die Spielentwicklung sind eingeschränkt. Oft fallen den Eltern die ersten Symptome schon im Verlauf des zweiten Lebensjahres auf, in der Regel sind erste Probleme aber vor dem dritten Lebensjahr erkennbar. Anzeichen können sein, dass das Kind nicht auf den eigenen Namen hört oder keinen Blickkontakt sucht.

Seit zehn Jahren bieten fünf Schweizer Zentren für autistische Kinder spezielle Fördertherapien an. Die «Puls»-Serie zeigte das Beispiel einer FIVTI-Therapie, das bedeutet: frühe intensive verhaltenstherapeutische Intervention. Das rund zweijährige Programm wird teilweise von der Invalidenversicherung finanziert. Daran teilnehmende Kinder werden vorwiegend zuhause therapeutisch begleitet. Während rund 30 Stunden pro Woche und in einer 1:1-Betreuung üben sie gemäss ihrem Entwicklungsstand sprachliche und soziale Fertigkeiten. Der Eintritt in den regulären Kindergarten kann das angestrebte Ziel sein. Grundsätzlich geht es darum, das Kind nach seinen Möglichkeiten zu fördern.

Meinungen gehen auseinander

Doch die Meinungen zur Therapie gehen auseinander, wie viele Kommentare zeigten, die online, aber auch auf anderen Wegen in der «Puls»-Redaktion eintrafen. Hier eine Auswahl von Fragen, die Zuschauerinnen und Zuschauer zur Therapie stellten, dazu zusammengefasst Antworten der Autismusstelle Zürich:

Wollen betroffene Kinder überhaupt eine solche Therapie mitmachen? Ist sie mit 30 Stunden pro Woche in 1:1-Betreuung nicht zu intensiv, werden die Kinder nicht überfordert?

Autismusstelle Zürich: Die vorgestellte Therapie funktioniert nur, wenn die Kinder mitmachen wollen, wenn sie dazu motiviert sind. Sie kann den Kindern nicht aufgezwungen werden. Die Programme werden dem einzelnen Kind fortlaufend angepasst. 30 Therapie-Stunden pro Woche sind nach Ansicht der Fachleute notwendig, um eine Entwicklung zu ermöglichen.

Wird nicht der Eindruck erweckt, Autismus könne geheilt werden?

Von Heilung darf tatsächlich nicht gesprochen werden. Ein Kind mit einer autistischen Störung wird auch nach Therapieende Unterstützung benötigen. Es kann lediglich Fähigkeiten erwerben, die ihm den Alltag und den Umgang mit anderen Menschen erleichtern. Die zu erreichenden Fortschritte sind von Kind zu Kind verschieden.

Warum sollen Kinder mit Autismus unbedingt in den regulären Kindergarten?

Grundsätzlich wird heute aufgrund politischer Entscheide verlangt, dass möglichst viele Kinder den regulären Kindergarten und die reguläre Schule besuchen. Nur wenn ein Kind positiv auf die Therapie reagiert und wenn es sich mit Unterstützung gut zurecht findet im regulären Kindergarten, ist diese Lösung sinnvoll. Die Alternative sind heilpädagogische Kindergärten und Schulen.

Welche Unterstützung erhalten Kinder, die in Regionen wohnen, wo keine solche Intensivtherapie angeboten wird?

Die Kinder haben je nach Kanton Anspruch auf zwei bis drei heilpädagogische Lektionen pro Woche.

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