Dialektgrenzen entlang der Kantonsgrenzen gibt es kaum. Darum kann man auch nicht von «dem» Thurgauerdialekt sprechen. Der im Thurgau wohnenhafte Sprachwissenschaftler Martin H. Graf, erläutert dies an zahlreichen sprachgeschichtlichen Beispielen.
Der Thurgau hat laut Graf sprachlich eine Scharnierposition zwischen der deutschen Schweiz und dem weiteren deutschen Sprachraum. Trotzdem sprechen viele Deutschschweizer vom «spitzen und unangenehmen Thurgauer Dialekt». Martin Graf prüft in der Schnabelweid das häufige Klischee gegen alles, was im Osten liegt, sowie den Übernamen «Mostindien» für den Thurgau. Die Erkenntnisse Grafs sind in einer neuen, 100-seitigen Broschüre herausgekommen.
Die schweizerische Akademie für Geistes- und Sozialwissenschaften führt seit 2009 die lose Publikationsreihe «Sprachen und Kulturen». Die 100-seitige Broschüre «Thurgauer Mundart in Geschichte und Gegenwart» ist das fünfte Werk dieser Reihe. Damit sollen die Dialekte aller vier Landessprachen als kulturelles und sprachliches Erbe der Schweiz hervorgehoben werden