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Verlängern statt Feuern: Geduld kann sich durchaus auszahlen
Aus Mehr Sport vom 21.02.2024. Bild: Verlängern statt Feuern: Geduld kann sich durchaus auszahlen
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Trainer im Mannschaftssport Verlängern statt Feuern: Geduld kann sich durchaus auszahlen

Trotz niederschmetternden Resultaten am Trainer festzuhalten, ist nicht die Regel. Es gibt aber Beispiele, wo es funktionierte.

11 Niederlagen in Serie übersteht im Profi-Mannschaftssport heutzutage kaum ein Trainer, ohne vorher entlassen zu werden. Nicht so Patrick Fischer, dessen Vertrag als Headcoach der Schweizer Eishockey-Nati jüngst trotz der ernüchternden Negativserie seit dem WM-Viertelfinal-Aus im vergangenen Mai sogar bis 2026 verlängert wurde.

Die Verlängerung ist vonseiten des SIHF als Vertrauensvorschuss für Fischer zu verstehen, denn mit den nackten Zahlen allein ist ein Verbleib des 48-Jährigen an der Bande der Nati nur schwer zu rechtfertigen.

  • Seit dem Exploit 2018, als die Schweiz unter Fischer bis in den WM-Final vorstiess, war für die Nati an der WM zuletzt 4 Mal in Serie im Viertelfinal Schluss.
  • An der Euro Hockey Tour, bei der die Schweiz seit der Saison 2022/23 mittun darf, gingen die letzten 9 Spiele allesamt verloren. Insgesamt resultierten aus den letzten 21 EHT-Partien 17 Niederlagen.

Fokus auf Prozess statt Totomat

Dass der Verband dennoch an Fischer festhält und ihm mit der Vertragsverlängerung gar den Rücken stärkt, stösst hierzulande nicht überall auf Verständnis. Beim SIHF selber ist man über die Niederlagen-Flut der letzten Monate zwar nicht erfreut, die Entwicklung der Mannschaft oder der Prozess, von dem oft die Rede ist, wird jedoch höher gewichtet als der Totomat. Beim Verband ist man der festen Überzeugung, mit Fischer auf dem richtigen Weg zu sein.

Geduld statt Aktionismus? Es gibt durchaus Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit, bei denen sich dieser Ansatz ausbezahlt hat:

  • SCL Tigers: Früh in der aktuellen Saison gerieten die Emmentaler unter Thierry Paterlini in eine Negativserie. Diese gipfelte nach einem 3:7 gegen Lausanne und einem 1:6 gegen Davos in einer 0:7-Pleite im Tatzenderby gegen Bern. Trotz dieser Demütigung sprachen die Klub-Verantwortlichen Paterlini am Tag danach in Form einer Vertragsverlängerung ihr vollstes Vertrauen aus – und bekamen damit recht: Langnau hat wenige Runden vor Abschluss der Qualifikation noch immer intakte Chancen auf einen Play-In-Platz.
Thierry Paterlini an der Bande der SCL Tigers.
Legende: Hat sich als Trainer der SCL Tigers behauptet Thierry Paterlini. Michela Locatelli/freshfocus
  • FC St. Gallen: Die Ostschweizer blieben in der Saison 2022/23 in der Super League zwischen dem 23. und dem 32. Spieltag in 10 Partien sieglos. Unmittelbar davor war der FSCG auch noch im Cup-Viertelfinal ausgeschieden. An Trainer Peter Zeidler rüttelte jedoch niemand. In der aktuellen Saison war St. Gallen zur Winterpause erster YB-Verfolger, mittlerweile liegt man auf Rang 4.
Peter Zeidler.
Legende: St. Gallens Peter Zeidler Ist mit bald 6 Jahren im Amt der dienstälteste Trainer in der Super League Michela Locatelli/freshfocus
  • Detroit Lions (NFL): In seiner ersten Saison als Trainer bei den Detroit Lions resultierten für Dan Campbell aus 17 Partien nur 3 Siege. Obschon auch in der Folgesaison aus den ersten 7 Partien nur eine gewonnen werden konnte und die Playoffs später erneut verpasst wurden, hielt der Klub an Campbell fest. Diese Geduld hat sich in der 3. Saison unter dem selben Coach ausbezahlt: Die Detroit Lions wurden erst im Playoff-Halbfinal (NFC Championship Game) gestoppt.
Dan Campbell, Trainer des NFL-Teams Detroit Lions.
Legende: Hat mit seinem Team in dieser Saison den Turnaround geschafft Dan Campbell, Trainer des NFL-Teams Detroit Lions. Reuters/Jeffrey Becker

Beim letzten Beispiel ist anzumerken, dass in den verschiedenen US-Sports-Ligen ein anderes System zur Anwendung kommt, bei dem es keine Auf- und Absteiger gibt. Das hat mit Sicherheit Auswirkungen auf den Erfolgsdruck, der in Übersee nicht ganz so gross ist wie zum Beispiel im europäischen Fussball.

Radio SRF 1, Morgengespräch vom 21.02.24, 6:15 Uhr;

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