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Reisetagebuch Alaska Dienstag, 14. Mai – Ein Mathematiker auf dem Eis

Warum Eis nicht gleich Eis ist, und warum es mehr braucht als einen akademischen Titel, um ein guter Eisforscher zu werden.

Heute war ich mit den Forschern Ken Golden, Malcolm Ingham und David Lubbers den ganzen Tag auf dem Meereis. Das Thermometer zeigte -12°C an, und es windete – das bedeutet: eisig kalt. Für die Forscher hatte das den Vorteil, dass ich noch so gerne mithalf bei den Experimenten, um wenigstens einigermassen warm zu bleiben. Zum Beispiel Schnee schippen, um jene Stellen frei zu legen, auf denen Ken seinen Eisbohrer ansetzte.

Ken und Malcolm vermessen das Eis mit elektrischem Strom, um mehr über seine innere Struktur herauszufinden. Eis ist nämlich nicht gleich Eis, es besitzt eine Struktur aus Kristallen und Gängen, die mit Salzwasser gefüllt sind. In diesem Salzwasser leben viele Kleinstlebewesen: Algen, Bakterien, Würmer, Krebse. Je nach Temperatur, Jahreszeit und Entstehungsgeschichte kann die Struktur des Eises variieren – und das wiederum beeinflusst, wie schnell das Eis schmilzt.

Das Rüstzeug kommt vom Bau

Die elektrische Vermessung von Meereis ist eine relativ neue Methode, die komplizierte Berechnungen erfordert. Darum ist Ken in dieses Gebiet eingestiegen, er ist Mathematiker. Bevor er vor einem Dutzend Jahren zum ersten Mal in die Feldarbeit einstieg, wollte er sich vorbereiten: «Ich hatte wenig Erfahrung mit manuellen Tätigkeiten.» So arbeitete Ken neben seinem Job als Professor auf dem Bau, um von den Arbeitern das Rüstzeug zu lernen, das er für die Feldarbeit als nützlich erachtete. Die Arbeit auf dem Bau gefiel ihm so gut, dass er sie bisweilen immer noch ausübt, obwohl er längst ein erfahrener Eisforscher ist.

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