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Reisetagebuch Alaska Mittwoch, 15. Mai – Warten auf den Wal

Wer etwas von den Walfängern will, tut gut daran, sich an ihre Regeln zu halten. Und die sind nicht immer ganz einfach zu durchschauen, wie ich beim Kennenlernen eines Malers aus New York feststelle.

Der Zugang zu den Inupiat ist nicht einfach. Auf unangenehme Weise erfährt dies gerade David Pettibone, ein Maler aus Brooklin, New York. Seit Anfang April lebt er in Barrow, im gleichen Haus wie ich. David ist den weiten Weg gegangen, um die Walfänger bei ihrer Arbeit zu beobachten und zu malen. Er hat seinen Lehrerjob an einem College gekündigt, um die Zeit von April bis Oktober in Barrow zu verbringen – die Periode der Frühlings- und Herbstjagd auf die Grönlandwale.

Lange bevor er nach Barrow gekommen ist, hat David die Captains der Walcrews um Erlaubnis gebeten – und diese haben ihm versichert, er könne Zeit bei ihnen im Camp am Eisrand verbringen, wo sie auf die Wale lauern.

Als David in Barrow ankam, zogen die Captains ihre Zusage zurück. Einen Grund dafür nannten sie nicht. Er hat mit mehreren von ihnen das Gespräch gesucht, auch mit anderen Leuten in Barrow. Man hat ihm bedeutet, er müsse geduldig sein und doch noch auf eine Chance hoffen. Klare Aussagen aber bekommt er nicht. Inzwischen hat ihn ein Captain zweimal mit aufs Eis genommen, aber nur kurz. Ob und wann es ein nächstes Mal geben wird, weiss David nicht.

Er verbringt seine Zeit in einer Abstellkammer der Rollschuhhalle und malt Walfangszenen ab Foto. Ab und zu versucht er, mit einem Captain zu sprechen oder einer Person in ihrem Netzwerk – immer mit der Angst, zu aufdringlich zu sein oder ein ihm unbekanntes Tabu zu brechen – denn das, hat man ihm bedeutet, würde seinem Anliegen gar nicht dienlich sein.

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