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Trümmer und Wut in Beirut.
SRF Susanne Brunner
abspielen. Laufzeit 25 Minuten 51 Sekunden.
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Libanon: Eine Katastrophe zu viel

Die verheerende Explosion, die halb Beirut zerstört hat, war eine angekündigte Katastrophe. Seit Jahren demonstrieren Libanesinnen und Libanesen immer wieder gegen Korruption und Schlamperei - erfolglos. Ihre politische Elite hat sie von Kriegen zu Krisen geführt, jetzt steht Libanon am Abgrund.

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Die schlimmste Wirtschaftskrise seit drei Jahrzehnten, Währungszerfall, Inflation, Hunger, Corona. Und jetzt noch eine Explosionskatastrophe in der Hauptstadt, die neben 200 Toten und Tausenden von Verletzten auch über sechstausend Gebäude zerstört und Hunderttausende obdachlos gemacht hat. Viele Libanesinnen und Libanesen können nicht mehr. Das kleine Mittelmeerland ist schon lange kein funktionierender Staat mehr. Die Politiker denken nicht ans Gemeinwohl, sondern benehmen sich wie Clan-Chefs, die sich nur darum kümmern, was sie für sich und ihre jeweilige Gruppe herausholen können. Die Infrastruktur bleibt auf der Strecke: Das öffentliche Stromnetz bricht ständig zusammen, aus manchen Hähnen kommt nur brackiges Wasser, die Internetversorgung ist miserabel, die Verkehrswege sind schlecht ausgebaut und auch die öffentliche Sicherheit leidet.

Im letzten Herbst gingen monatelang Zehntausende auf die Strasse. Sie forderten weit mehr als den Rücktritt der Regierung: Sie verlangten eine Veränderung des gesamten politischen Systems, und Wahlen, bei denen nicht mehr die korrupten, ewig gestrigen Milizenführer der Bürgerkriegsgeneration antreten, sondern neue, fähige Leute. In der Explosionskatastrophe sehen viele den Gipfel von Korruption und Schlamperei - und gleichzeitig eine Krise, aus der Libanon nicht mehr ohne Hilfe herauskommt.

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