«Fleischskandal», «Super-Gau für Coop»: Die Reaktionen in den Schweizer Medien waren gross und flächendeckend. In vielen Zeitungen und Onlineportalen wurde die Praxis des Auspackens mit dem steigenden Verkaufsdruck der Metzger in Verbindung gebracht worden.
«Da ist die Versuchung gross, auch nicht ganz saubere Mittel einzusetzen, um im eigenen Betrieb Erfolg zu haben», schreibt beispielsweise der «Tages Anzeiger» in einem Kommentar.
Kritik an Bonus-System
Auch die Stiftung für Konsumentenschutz reagierte in zahlreichen Interviews und Briefen an Coop und die Kontrollbehörden. Sara Stalder, Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz, schreibt, dass es ökologisch und wirtschaftlich absolut Sinn macht, dass Fleisch nicht zu entsorgen.
Dennoch erachtet sie es als falsche Strategie, den vollständigen Verkauf des Lagerbestandes in das Lohn- und Bonus-System zu integrieren. Damit werden die Verantwortlichen von Coop-Metzgereien angestiftet, zu unsauberen Praktiken zu greifen und abgelaufenes Fleisch als Frischfleisch zu verkaufen.
Sie verlangt in einem Brief an die Geschäftsleitung von Coop, dass vielmehr Fleisch nahe dem Ablaufdatum zu einem reduzierten Preis an die Kundinnen und Kunden abgegeben werden soll.
Auch an die Kantonschemiker, die für die Kontrollen zuständig sind, richtete Sara Stalder kritische Fragen. Die Stiftung für Konsumentenschutz verlangt eine vertiefte und koordinierte Kontrolle im Fleischverkauf.
Coop verspricht mehr Kontrollen
Coop –Sprecher Philipp Wyss kündigte am Donnerstag, 10. November in der Sendung «Rendezvous» auf Radio DRS an, dass Coop Metzgereien neu regelmässig und unangekündigt kontrolliert würden. Auch würden Abfallkübel geöffnet und auf leere Fleischverpackungen hin kontrolliert.
Als Vertrauens-Massnahme öffnet Coop seine nach eigenen Angaben 450 Metzgereien in der Schweiz den Kunden und führt vom 10. bis am 12. November Tage der Offenen Tür durch.
Viele Metzger von Coop seien wütend auf ihre Kollegen. Auch korrekt arbeitende Angestellte müssten nun seit Tagen mit dem Misstrauen der Kunden umgehen