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Bühne Die Theatersaison 13/14: Frisch und International

Kurz bevor der letzte Vorhang fällt und die Theaterschaffenden in die Sommerpause gehen, veröffentlichen die Theater die Vorschauen für die kommende Spielzeit. Was verspricht die Saison 13/14? Viel Schweizer Literatur, internationale Regisseure – und zum ersten Mal ein Schweizer Theatertreffen.

Die kulturpolitische Neuerung der kommenden Theatersaison findet sich zum Schluss: Nächstes Jahr soll in der letzten Mai-Woche eine Jury sieben Inszenierungen auswählen, die das Beste des Schweizer Theaters präsentieren. Das erste Schweizer Theatertreffen wird in Winterthur stattfinden und stellt sich keine leichte Aufgabe: Es will über Sprach- und Genregrenzen hinweg die Vielfalt und Qualität des Schweizerischen Theaters zeigen. Die Auswahl obliegt sechs Kulturjournalisten aus allen drei Sprachregionen, die im übertragenen Sinne Birnen mit Äpfeln zu vergleichen haben. Nicht zuletzt weil die Theatertraditionen dies- und jenseits des Röstigrabens doch sehr unterschiedlich sind.

So viel Schweiz war lange nicht

Einer, der sich schon jetzt grosse Chancen ausmalen kann, in einem Jahr nach Winterthur zu reisen ist: Max Frisch. Kaum ein Theater, das den Schweizer Autor nicht in seinem Programm hat. Von St. Gallen über Bern bis Basel wird er gespielt, dabei kommt «Biedermann und die Brandstifter» gleich zwei Mal auf die Bühne, aber auch «Homo Faber» und «Mein Name sei Gantenbein» werden inszeniert.

Und auch Stücke von Friedrich Dürrenmatt, Gottfried Keller, Friedrich Glauser und weiteren Schweizer Autoren liegen nächste Spielzeit hoch im Kurs. Es dürfte interessant werden, welche heutige Schweiz da in der Reibung mit den älteren Stoffen zum Vorschein kommen wird und welchen Blick junge Schweizer Autorinnen wie Katja Brunner, Melinda Nadj Abonji oder Sabine Harbeke in ihren neuen Stücken auf ihre Umwelt werfen.

Das Züricher Schauspielhaus ruft in seiner Vorschau sogar einen «Schwerpunkt Schweiz» aus und schreibt dazu im Editorial des Spielzeitbuches: «Vermutlich ist es kein Zufall, dass sich viele Schweizer Literaten – allen Swissness-Debatten zum Trotz – immer wieder neu mit der Identitätsfrage beschäftigen. Tatsächlich erscheint die Schweizer Identität in einem europäischen Spannungsfeld, das die Frage der nationalen Identitäten in viel umfassenderen Zusammenhängen diskutiert, alles andere als sicher.»

Lokal versus global

Porträtbild von Katja Brunner.
Legende: Inszeniert im März 2014 am Luzerner Theater: Die kürzlich mit dem Mühlheimer Dramatikerpreis gekürte Katja Brunner. Keystone

Auch die Gegentendenz ist präsent in den Spielplänen der nächsten Saison: Es arbeiten immer mehr internationale Regisseure an den deutschsprachigen Stadttheatern – ein Trend, der schon länger zu beobachten ist, setzt sich fort. Das hängt mit einer Festivalisierung der gesamten Kulturlandschaft zusammen, bringt aber auch immer wieder neue Impulse und Ästhetiken ins Theatersystem.

Federführend dabei ist nächste Spielzeit des Theater Basel, das seinen Spielzeitstart unter das Motto «International Affairs» stellt: Der bekannte amerikanische Autor und Regisseur Richard Maxwell hat für Basel ein Stück geschrieben, das er selbst auch inszenieren wird. Im folgenden werden zwei der wichtigsten ungarischen Regisseure in Basel arbeiten, Viktor Bodo und Arpad Schilling, und der katalanische Regisseur Calixto Bieito wird sogar Teil der künstlerischen Leitung des Theaters.

Kontinuität und Wandel

Es verspricht eine lebendige Saison zu werden, in der bewährte Teams weiterarbeiten, aber auch durch Wechsel neuer Wind in die Theaterszene kommen wird. So kann man gespannt sein, was das neue Team am Theater Neumarkt in Zürich präsentieren wird und wie Vincent Baudriller das Théâtre Vidy in Lausanne positioniert.

Bewähren müssen sich die schönen Versprechungen dann natürlich im Alltag: Auf der Bühne und im Kontext der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen. Ohne Welt kein Theater. Der Rest ist Arbeit.

So war die Saison 12/13. Die Theaterredaktion blickt zurück:

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