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Filmschatz «Die Hard» zum 75. von Alan Rickman
Aus Kultur Webvideos vom 16.02.2021.
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75. Geburtstag Alan Rickman Bös' Ding will Weile haben

Der 2016 verstorbene Brite war ein Spätstarter. Erst mit 41 eroberte Alan Rickman als dunkler Charakterkopf Hollywood.

Schlecht ist schnell gemacht. Gute Dinge brauchen dagegen Zeit. Und böse noch etwas länger. Profi-Finsterling Alan Rickman war in seinen besten Rollen richtig böse. In «Die Hard» scheint er jede einzelne Dialogzeile voll auszukosten. Das dauert natürlich. Doch wir wissen ja: Bös’ Ding will Weile haben.

«Wer bist du?», fragt Rickman in seinem ersten Kinoauftritt Bruce Willis. Nicht um eine Antwort zu kriegen. Sondern, um rhetorisch zu punkten.
Ohne seinen Antipoden zu Wort kommen zu lassen, fährt er herablassend fort: «Nur ein weiterer Amerikaner, der zu viele Filme als Kind geschaut hat. Ein weiteres Waisenkind einer bankrotten Kultur mit Revolverhelden wie John Wayne, Rambo, Marshall Dillon …»

Herrliche britische Arroganz

Der Part des elitären Europäers, der seine heroischen Widersacher mit scharfem Zynismus verspottet, passte zu Rickman wie die Faust aufs Auge. Dass er als Brite für die Rolle des deutschen Obergauners Hans Gruber den falschen Akzent besass, störte 1988 kaum einen.

Alan Rickman zielt mit seiner Waffe als Bösewicht auf jemanden offscreen.
Legende: Von oben herab: Alan Rickman als gerissener Gangster in «Die Hard». 20th Century Fox / Disney

Das amerikanische Zielpublikum konnte sich am maskulinen Bass des Londoners kaum satthören. Alan Rickmans Überheblichkeit als Hans Gruber ist bis heute das Mass, an dem Superbösewichte gemessen werden.

So erklärte Late-Night-Talker Conan O’Brien pünktlich zum 30-Jahr-Jubiläum von «Die Hard» alias «Stirb langsam»: «Hans Gruber ist einer meiner Allzeit-Lieblingsbösewichte. Ich bin regelrecht besessen von ihm!»

«Sprich langsam»

Rickmans hypnotische Wirkung hat einerseits viel mit dem angerauten Timbre zu tun, das seine Stimme unverkennbar machte. Andererseits aber auch mit dem auffällig langsamen Sprechtempo, das der Shakespeare-Kenner bevorzugte.

Hans Gruber (Alan Rickman) fällt mit weit aufgerissenen Augen in die Tiefe.
Legende: Alte Kinoweisheit, Marke Rickman: Hochmut kommt vor dem Fall vom Hochhaus. 20th Century Fox / Disney

Der gelernte Theaterschauspieler hielt nämlich an seiner sorgfältigen Diktion fest, als er mit 41 seine späte Leinwandpremiere feierte. Dadurch erzeugte er einen schönen Kontrast zum herzhaften «Yippee-kay-yay!», mit dem Bruce Willis gleichzeitig Filmgeschichte schrieb.

Der damals nur aus TV-Serien bekannte Willis hatte beim Dreh von «Die Hard» ebenfalls schon 33 Jahre auf dem Buckel. Zum Kino-Actionhelden mutierte er nur, weil andere die Rolle abgelehnt hatten. Unter anderem: Al Pacino, Robert DeNiro, Richard Gere, Richard Dean Anderson, Don Johnson, Mel Gibson, Nick Nolte, Burt Reynolds, Charles Bronson, Clint Eastwood, Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger.


Paraderolle mit Nachhall

Zu so einem grossen Namen wie Bruce Willis avancierte Alan Rickman in der Traumfabrik nach «Die Hard» freilich nicht. Stattdessen wertete er mit seiner magnetischen Präsenz mediokre Massenware wie «Robin Hood» oder «Sweeney Todd» auf. Und was wäre «Harry Potter» ohne Alan Rickman als düsterer Zauberer Severus Snape? Undenkbar!

Nahaufnahme von Alan Rickman als Severus Snape aus «Harry Potter».
Legende: Zwielichtige Gestalt: Rickman prägte als Severus Snape alle acht Teile von «Harry Potter». Keystone / Warner Bros.

Etwas weniger erfolgreich waren Rickmans vergnügliche Ausflüge ins Komödien- (wie «Galaxy Quest») und Regiefach (wie «A Little Chaos»). Hollywood buchte den vielseitigen Charakterkopf primär als Bösewicht vom Dienst – bis zu seinem plötzlichen Krebstod vor fünf Jahren.

Für die ganz eingefleischten Anhänger (auf Englisch: die-hard fans) des Briten ist jedoch klar: Alan Rickmans allererste Kinorolle bleibt seine beste.

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