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Film & Serien Der Schweizer Filmpreis auf der Suche nach sich selbst

Am Samstag werden in Genf die Schweizer Filmpreise 2013 vergeben. Das Schweizer Äquivalent zu den amerikanischen «Academy Awards» geht zum ersten Mal in der Westschweiz über die Bühne. Zuvor sind die nominierten Filme im Zürcher Filmpodium und in den Genfer Cinémas du Grütli zu sehen.

15 Jahre hat der Schweizer Filmpreis auf dem Buckel und ist noch immer ein zögerlicher Teenager. Am Anfang stand der Traum, den Schweizer Filmschaffenden mit einer Award-Show nach dem Vorbild der Oscars mehr Wahrnehmung und Anerkennung in der Öffentlichkeit zu verschaffen. Dazu wurden die Qualitätsprämien aus der Filmförderung des Bundes in Preisgelder umgemünzt und eine Akademie der Schweizer Filmschaffenden gegründet.

Preisgeber ist der Bund

Die Akademie nominiert seither in einem laufend verfeinerten Verfahren die Kandidatinnen und Kandidaten und stimmt über die Preisträger ab. Zumindest faktisch. Denn theoretisch liegt die Vergabe der Gelder weiterhin in der Kompetenz des Bundes, die Abstimmungsresultate der Akademiemitglieder werden als Vorschlag entgegengenommen. Die offizielle Formulierung dazu lautet: «Das Eidgenössische Departement des Innern wählt die neunköpfige Nominationskommission, bestehend aus Mitgliedern der Schweizer Filmakademie. Diese spricht die Nominationen basierend auf den Empfehlungen der Mitglieder der Schweizer Filmakademie aus.»

Während es sich dabei vor allem um eine rechtliche Formalie handelt, hat die neue Ausrichtung des Filmpreises durch das Bundesamt für Kultur als Veranstalter auch faktische Auswirkungen: «Der Schweizer Filmpreis zählt seit 2012 zu den Eidgenössischen Preisen, die das Bundesamt für Kultur im Rahmen der Kulturbotschaft für jeden Kreativbereich ausrichtet. Grundgedanke ist, das Schweizer Filmschaffen von offizieller Seite zu würdigen und durch mediale Aufmerksamkeit zu fördern.»

Seltsame Konstruktion nach US-Vorbild

Da liegen mindestens zwei Hasen im Pfeffer: Einmal wird der Filmpreis dadurch zu einem Bundespreis wie jene für Literatur oder Design, mit dem Unterschied, dass dank der Akademie der Filmschaffenden nach US-Vorbild die Preiswürdigkeit von den Filmschaffenden selber ausgemacht wird. Eine etwas seltsame Konstruktion, die aber durchaus den schweizerischen Gegebenheiten entspricht.

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Filmredaktor Michael Sennhauser: «Der Filmpreis in Genf ist eine Art geschlossene Veranstaltung»
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Zum anderen, und das ist weitreichender, musste das Bundesamt für Kultur (BAK) als Veranstalter auch eine regelkonforme Ausschreibung für Durchführung und Durchführungsort initiieren. In den vergangenen vier Jahren wurde der Quartz im Luzerner KKL verliehen, davor während der Solothurner Filmtage. Das ist Filmpreis-Geschichte: Die Städte Genf und Zürich hatten Ausschreibung des BAK mit der Gründung der «Association Quartz Genève-Zürich» gewonnen. Der Filmpreis wird damit nun jährlich alternierend in Genf und in Zürich vergeben.

Genf ist weiter weg als Luzern

Programmhinweis

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Am Sonntag, 24. März, sendet «Box Office» (SRF 2, 21.45 Uhr) einen Beitrag über die Highlights des Schweizer Filmpreises 2013. Die Free-TV-Premiere von «Giocchi d'estate», bester Schweizer Film 2012, ist anschliessend um 22.10 Uhr.  «Coeur animal», bester Schweizer Film 2010, läuft um 00.00 Uhr.

Die beiden Städte sind sehr wohl die jeweiligen Zentren des Filmschaffens in der jeweiligen Sprachregion und damit repräsentativ genug. Doch nicht nur der Ort, auch die Organisation des Anlasses ist neu: Nachdem in den letzten Jahren die Promotionsagentur für den Schweizer Film «Swiss Films» und die SRG die Feier organisiert und (vor allem von Seiten der SRG massiv) mitfinanziert hatten, übernahm nun die unabhängige Veranstalterin Franziska von Weissenfluh die Organisation der Gala.

«Swiss Films» organisiert nach wie vor auf Auftragsbasis einen Teil der Verfahren und betreut das Medienzentrum vor Ort. Aber mit dem teilweisen Rückzug der SRG aus der Organisation und Finanzierung des Anlasses hat sich auch der mediale Schulterschluss gelockert. Und dies dürfte die deutlichsten Auswirkungen auf die öffentliche Wahrnehmung der Preisvergabe haben.

SRG weniger nah dran

Zwar bemühen sich nach wie vor die Senderketten aller Sprachregionen um adäquate Berichterstattung und Einbettung. Aber eine Veranstaltung in Genf am Samstagabend ist für das Deutschschweizer Fernsehpublikum nicht zwingend.

Das galt allerdings für die Filmpreise von jeher. Im Gegensatz zu den Swiss Music Awards oder dem populären Prix Walo sind die Filmpreise nicht massentauglich. Eine Direktübertragung der Preisverleihung kam schon zu den glamourösesten Zeiten im Luzerner KKL für SRF nicht in Frage.

Man behalf sich mit Einschaltungen in «Tagesschau», «10vor10» oder «Glanz und Gloria», einer moderierten Zusammenfassung mit Highlights oder auch einmal einer zeitversetzt ausgestrahlten kommentierten Aufzeichnung. Auf den Westschweizer und Tessiner Kanälen wurde der Anlass jeweils etwas ausführlicher begleitet und das wird auch dieses Jahr wieder der Fall sein – ortsbedingt und dank einer etwas anderen Ausgangslage bei den potentiell erforderlichen Einschaltquoten.

Live-Stream im Web

Live-Stream der Gala

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Die Verleihung des Schweizer Filmpreises 2013 in Genf wird am Samstag, 23. März, ab 19.30 Uhr auf der Website schweizerfilmpreis.ch als Live-Stream gezeigt.

Um trotzdem die erhoffte gesteigerte Öffentlichkeitswirkung zu finden, setzen die Veranstalter einerseits auf ein Live-Streaming im Internet. Auch wurde die «Woche der Nominierten» institutionalisiert: Sowohl in Zürich (Filmpodium) wie auch in Genf (Cinémas du Grütli) sind ab 19. März die nominierten Filme zu sehen, am Sonntag nach der Preisverleihung dann auch die entsprechenden Sieger.

«Quartz» ist Vergangenheit

Das Moderatoren-Duo Fabienne Hadorn und Alain Croubalian führen am 23. März im Bâtiment des Forces Motrices durch die Abendshow. Die Zeremonie findet in Anwesenheit von Bundesrat Alain Berset statt. Die Preise werden von folgenden Persönlichkeiten übergeben: Therese Affolter, Daniel Cohn-Bendit, Müslüm, Anatole Taubmann und Isabelle Caillat.

Und der Name? «Quartz» ist vom Tisch. So heisst nur noch die von Zürich und Genf zur Ausrichtung gegründete Vereinigung. Der Preis selber heisst jetzt offiziell «Schweizer Filmpreis».

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