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Film & Serien Film-Tipp des Tages: Chinesin

In ihrem Spielfilm «She, a Chinese» hat Guo Xiaolu, die sich als Autorin und Cineastin weltweit einen Namen gemacht hat, Motive aus ihrem literarischen Schaffen und aus ihrem Leben verarbeitet. Ihr eindrucksvolles Roadmovie über Migration wurde 2009 in Locarno mit dem Goldenen Leoparden belohnt.

Sendeplatz

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Montagnacht um 00:40 Uhr auf SRF 1.

Mei (Huang Lu) hat genug von der öden chinesischen Provinz, in der sie aufgewachsen ist. Ihre Mutter macht sie nervös, und ihr Job im Billardsalon bietet keine Aussichten. Nur der mp3-Player, den sie ergattert hat, erlaubt der jungen Frau, sich abzuschotten, und eröffnet ihr immerhin musikalisch die grosse weite Welt. Nach einer besonders unangenehmen Erfahrung mit der örtlichen Männerwelt bricht Mei auf und gelangt in die Metropole Chongqing. Hier versucht sie sich kurz als Näherin und landet schliesslich im «Love Salon», wo man nicht nur Haare schneidet, sondern die Kunden auch mit Kopfmassagen verwöhnt.

Traum von Neuanfang

Der Mafiaschläger Spikey (Bo Wei Yi) nimmt sie unter seine Fittiche, und sie verliebt sich in ihn. Als Spikey eines Tages blutüberströmt heimkehrt und stirbt, nimmt Mei sein Geld und flieht. Ihr Traumziel ist London, und so versucht sie in der Themsestadt einen Neuanfang. Doch die britische Zivilisation ist der Provinzchinesin noch fremder als die Kultur von Chongqing. Sie jobbt erfolglos, bis sich der ältere Witwer Hunt (Geoffrey Hutchings) ihrer annimmt. Mei heiratet ihn, doch der Ehe ist kein Glück beschieden. Frustriert, aber unverdrossen sucht Mei Zuflucht in den Armen des indischen Imbissbudenbesitzers Rachid (Chris Ryman).

Authentischer Spielfilm

«She, a Chinese» ist keine Autobiographie; dennoch hat die Schriftstellerin und Cineastin Guo Xiaolu in ihrem ersten Spielfilm mit Profischauspielern persönliche Erfahrungen verarbeitet: In der chinesischen Provinz aufgewachsen, kennt sie die Frustrationen und Ambitionen ihrer Protagonistin bestens; die sechs Jahre, die sie selbst als Chinesin in London gelebt hat, verleihen auch diesen Szenen Authentizität.

In Locarno ausgezeichnet

Mei, von Huang Lu mit erstaunlicher Konsequenz verkörpert, ist nicht durchwegs eine Sympathieträgerin, und ihre Vorstellungen von den Verheissungen des Westens prallen des öfteren gegen die nüchterne Realität. Guo Xiaolus stimmige Innenansicht von Migration und Kulturkonflikt errang am Filmfestival von Locarno 2009 den Goldenen Leoparden.

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