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Filmfestival Zürich Viel Süsses im Schaufenster des 10. Zurich Film Festival

Stars und Kino-Leckereien in Hülle und Fülle: Für die meisten Zuschauer ist das Zurich Film Festival ein Schleckwarenladen, der süsse Abende garantiert. Dass kaum Frischkost angeboten wird, stört das breite Publikum nicht. Zu gut schmecken die handverlesenen Rosinen aus Cannes, Venedig und Toronto.

Antonio Banderas, Diane Keaton, Liam Neeson, Rene Russo, Benicio del Toro – so viele namhafte Hollywood-Schauspieler wie in diesem Jahr waren noch nie in Zürich zu Gast. Das Zurich Film Festival ist in den letzten zehn Jahren auf allen Ebenen stark gewachsen: Mehr Stars, mehr Zuschauer, mehr Journalisten, mehr Geld, mehr Filme.

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Das Zurich Film Festival feiert Geburtstag
Aus Tagesschau vom 25.09.2014.
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 15 Sekunden.

Festival-Rosinen statt Weltpremieren

Beachtlich ist inzwischen auch die Qualität des Programms – zumindest bei den Filmen, die ausser Konkurrenz laufen. Zum Beispiel Alejandro González Iñárritus phantastisch neuartiger Superhelden-Theaterfilm «Birdman», der erst kürzlich auf dem Filmfestival von Venedig gefeiert wurde. Oder David Finchers heiss erwarteter neuer Mystery-Thriller «Gone Girl», für den Zürich nach New York und Athen erst die dritte Station ist.

Auf Weltpremieren zu pfeifen und stattdessen die besten Filme der Festivalsaison nach Zürich zu holen, ist angesichts der starken Konkurrenz eine kluge Strategie. In die oberste Liga wird das Zurich Film Festival so zwar nie aufsteigen – dafür ist ihm die Gunst des Publikums sicher. Die Zürcher Zuschauer lieben es, sich die Festival-Rosinen schon vor dem offiziellen Kinostart «reinzuziehen».

Zürich bietet Zucker, Locarno Rohkost

Eine Frau läuft über die Brücke, die Festivalfahnen wehen.
Legende: Das Zurich Film Festival ist stark gewachsen: Mehr Stars, mehr Zuschauer, mehr Journalisten, mehr Geld, mehr Filme. ZFF

Während Zürich dem Kinogänger reichlich Zucker anbietet, setzt man in Locarno weiterhin auf Rohkost. Am Lago Maggiore müssen die Filme vor allem etwas sein: frisch.

Im Internationalen Wettbewerb hat sich diese Taktik bewährt. Auch in diesem Jahr konnten Film-Gourmets in Locarno viel Neues entdecken. Zum Beispiel das atemberaubende 5-Stunden-Werk «From what is before» von Lav Diaz, das zu Recht den «Goldenen Leoparden» gewann. Um den Massengeschmack zu treffen, eignen sich 338 Minuten in Schwarz-Weiss aber denkbar schlecht.

In der Publikumsgunst zieht Locarno gegenüber Zürich somit immer mehr den Kürzeren. Vor allem weil das Programm der Piazza Grande, das in Locarno die Massen anziehen soll, in diesem Jahr zum Davonlaufen war. Dass die beiden missratenen deutschen Produktionen «Hin und weg» und «Die Einsamkeit des Killers vor dem Schuss» Weltpremieren waren, dürfte den meisten Zuschauern herzlich egal gewesen sein.

Was bleibt, ist ein fader Nachgeschmack und die starke Vermutung, dass Zürich mit seiner Rosinen-Strategie erfolgreicher sein wird.

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