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Film & Serien Gérard Depardieu schnauft und schwitzt sich durchs Death Valley

In Guillaume Nicloux' «Valley of Love» spielen Gérard Depardieu und Isabelle Huppert ein entfremdetes Paar, das sich nach dem Tod seines Sohnes im Death Valley wiedertrifft. Diese Ausgangslage mag die 90 Minuten Film kaum füllen, doch die ironische Begegnung der beiden Filmstars rettet den Film.

Es ist eine seltsame Paarung, die Regisseur Guillaume Nicloux mit Isabelle Huppert und Gérard Depardieu vornimmt: 35 Jahre nachdem die Schauspieler zum letzten Mal zusammen vor der Kamera standen, schickt Nicloux sie nun wörtlich in die Wüste, ins kalifornische Death Valley.

Rache oder Versöhnungsversuch?

Video
Ausschnitt aus «Valley of Love»
Aus Kultur Extras vom 22.05.2015.
abspielen. Laufzeit 1 Minute 21 Sekunden.

Sie spielen Gérard und Isabelle, zwei französische Schauspieler, welche einen gemeinsamen Sohn hatten. Der hat sich nun allerdings in San Francisco das Leben genommen und den längst getrennten Eltern je einen Brief zukommen lassen. Sie sollen sich gemeinsam an sieben aufeinanderfolgenden Tagen zu den Sightseeing-Hotspots des Death Valley begeben, dann würden sie ihn noch einmal treffen können.

Es wird nie völlig klar, ob das eine elaborierte Rache des Sohns an seinen Eltern ist, ein echter Versuch zur posthumen Versöhnung, oder bloss ein Plot für Nicloux, um Huppert und Depardieu ausgiebig miteinander reden zu lassen. Und natürlich fragen sich auch Isabelle und Gérard, ob sie eigentlich von allen guten Geistern verlassen sind, sich auf das Spiel überhaupt einzulassen.

Wechsel zwischen echten und fiktiven Personen

Es ist eine Art Passionsweg, den die beiden Figuren da miteinander in der unerträglichen Hitze zwischen Motel-Pool und Wüstenparkplätzen gehen müssen. Und der Film hat etliche wunderbare Momente – vor allem, wenn er mit der Figuren-Realitätsebene spielt.

Gérard wird am Pool von einem Amerikaner angesprochen, er sei doch dieser Schauspieler, der Name falle ihm gerade nicht ein, und ob er ein Autogramm für seine Frau haben könne? Und Gérard unterschreibt pflichtschuldig mit «Bob De Niro» – das führt später zur nächsten grossen Szene, als der wütende Amerikaner ihn zur Rede stellt, nachdem seine Frau ihn aufgeklärt hat.

Zärtlicher Obelix

Aber das eigentliche Highlight des Films ist Depardieu in seiner ganzen massiven Walfischhaftigkeit. Er spielt wie immer mit voller Hingabe, auch körperlich, und ist somit einmal mehr der rührende Koloss mit den traurigen Augen, der zärtliche Obelix.

«J’ai grossi», sagt er bei der ersten Begegnung mit seiner Exfrau entschuldigend. Sie sagt, so lange es ihm wohl sei damit. Darauf fragt er ganz ernsthaft, wie er sich denn wohlfühlen solle in seiner Massigkeit?

Ironische Momente trösten über Längen hinweg

Isabelle Huppert spielt ähnlich zurückhaltend, bei ihr gerinnt das aber fast schon zu einer Selbstparodie. Die zusammengepressten Lippen, der vorwurfsvolle Blick, die schneidende Stimme, ja selbst ihr energisch staksender Gang wirken auf Dauer unfreiwillig (oder absichtlich) komisch.

Der Film ist mit seinen etwas über 90 Minuten mindestens eine halbe Stunde zu lang, und er verliert sich in einer Auflösung, die mehr Verlegenheitskonstruktion ist als Finale. Aber er hat mehr als einen starken Moment und als ironische Begegnung mit den beiden vielseitigsten französischen Filmstars überhaupt ist er durchaus befriedigend.

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