Film & Serien - In «Gone Girl» steht das traditionelle Frauenbild unter Beschuss
Kinderstar Amy Dunne ist verschwunden. Polizei, Medien und Fans suchen nach dem «Gone Girl». Dabei geht es allen um die erfolgreiche Schöne, nicht aber um die Wahrheit. Regisseur David Fincher zeigt eine Gesellschaft, die nach Sensationen giert. Und das Ende einer perfekten Ehe.
Nick Dunne (Ben Affleck) und Amy Dunne (Rosamund Pike) verkörpern das perfekte Ehepaar: Sie sind schön, beide Journalisten und leben in einem prachtvollen Haus im Bundesstaat Missouri. Doch am 5. Jubiläumstag ihrer Ehe verschwindet Amy auf geheimnisvolle Weise. Nick ruft die Polizei und versucht verzweifelt seine Frau wiederzufinden. Dabei gerät Nick schon bald selber in das Visier der Polizei und der Medien – hat er seine Ehefrau umgebracht?
Das stärkste Zitat
Nick Dunne lässt sich vom besten Anwalt der USA für ein grosses Medieninterview schulen. Sein öffentliches Image als emotionsloser Mörder muss durch das eines verzweifelten Ehemanns ersetzt werden. Sein Anwalt will, dass er über seine Ehekrise spricht. «Ich hatte einen Schwächemoment», sagt Nick über sein Befinden. «Einen Moment?! Du meinst eine Krise von mindestens 15 Monaten!», korrigiert ihn sein Anwalt bei der Schulung.
Die Hauptdarstellerin
Die vermisste Frau im Film – das «Gone Girl» – wird gespielt von Rosamund Pike. Die englische Schauspielerin hatte ihre allererste Filmrolle direkt als Bond-Girl in «Stirb an einem anderen Tag» und spielte neben Keira Knightley in Jane Austens «Stolz und Vorurteil». Mit «Gone Girl» schnappte sich die 35-Jährige ihre bisher anspruchsvollste und facettenreichste Hauptrolle in einer Hollywood-Produktion. Es wird schon gemunkelt, sie hätte gute Chancen das Oscar-Rennen um «Beste Darstellerin» zu gewinnen.
Fakten, die man wissen sollte
«Gone Girl» basiert auf dem gleichnamigen Bestseller von Gillian Flynn. Die 43-jährige Autorin aus Kansas City, Missouri stellt mit ihrem fast 600-seitigen Thriller Konzepte wie die Ehe und die traditionelle Frauenrolle unter Beschuss. Flynns Frauencharaktere überbieten die Männer mit ihrer Dichte an moralischen Lastern. Dafür wird die Autorin von gewissen Lesern als Frauenhasserin abgestempelt. In einem Interview sagt sie darüber: «Ich bin Feministin, aber die Idee, dass Frauen von Geburt an gut und umsorgend sind, frustriert mich.»
Das Urteil
«Gone Girl» ist spannend, unterhaltsam und wahnsinnig toll erzählt. Der Film stellt interessante Fragen zum Leben, zur Liebe und Ehe. Regisseur David Finchers «Gone Girl» ist tiefgründig und passt gleichzeitig in das Hollywood-Schema. Trotzdem hätte Fincher mehr wagen können. Der Film lebt vom chaotischen Innenleben der beiden Hauptdarsteller Nick Dunne und Amy Dunne und ihrer geheimnisvollen Ehe. Wegen des kompliziert gestrickten Plots, bleibt aber zu wenig Raum die Beziehungsbrennpunkte weiter zu erforschen. Das ändert aber nichts an der Qualität des Films, denn «Gone Girl» ist schliesslich kein Familiendrama, sondern ein mitreissender, gesellschaftskritischer Thriller. Ein Kinobesuch, der neben zweieinhalb Stunden Spannung, viel Diskussionsstoff über unsere scheidungsfrohe und mediatisierte Gesellschaft liefert.
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