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Filmkritik zu «Irre sind männlich»
Aus Kultur Extras vom 24.04.2014.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 32 Sekunden.
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Film & Serien «Irre sind männlich» – Zwischen Seelenstrip und Aufriss

Was wäre der deutsche Film ohne romantische Komödien? Ein Trauerspiel – zumindest an der Kinokasse. Kein Wunder, dass Lustspiele von der Stange produziert werden. Kein Klischee, kein Stereotyp wird ausgelassen. Auch «Irre sind männlich» überrascht nicht und ist nur ein weiterer seichter Film.

Daniel ist krankhaft eifersüchtig. Als seine Freundin Mia ihn deshalb verlässt, entschliesst er sich – zunächst widerwillig – zur Therapie. Sein Freund Thomas begleitet ihn, allerdings nicht aus selbstlosen Motiven: Der überzeugte Single und Verführer hofft auf ein leichtes Spiel bei den emotional angeschlagenen Frauen in der Therapiegruppe.

Eine Frau hält einen Mann (Milan Peschel) im Arm.
Legende: Gruppentherapie als Aufriss-Terrain: Thomas (Milan Peschel) findet hier seine Beute. Pathé

Als Daniel tatsächlich gleich am ersten Therapiewochenende mit einer Teilnehmerin im Bett landet, entwickelt Thomas eine Aufriss-Strategie. Die beiden Freunde reisen von einer Therapieveranstaltung zur nächsten – unter falschem Namen, ausgestattet mit einer Vita, die Frauenherzen höher schlagen lässt, und herzerweichenden Leidensgeschichten. Was Thomas nicht bedacht hat: Amor verschiesst seine Pfeile blind.

Buddies und Romantiker

«Irre sind männlich» beginnt als klassischer Kumpelfilm und endet als romantische Komödie. Auf dem Weg dorthin verbraten die Autoren das gesamte Lebensinventar des Stadtneurotikers und nehmen Beziehungsstress und grassierenden Therapiewahn auf die Schippe. Wenn Woody Allen das macht, ist das brillant. Hier ist es manchmal komisch. Doch ein paar lustige Sprüche, skurrile Situationen und Slapstick-Elemente machen noch keine Komödie, eine gute schon gar nicht.

Laue Lustspiele und klingelnde Kassen

Regisseur Anno Saul surft auf der Erfolgswelle des seichten, aber gewinnbringenden Lustspiels à la Matthias Schweighöfer. Der hat mit seinen letzten drei Filmen «What a Man», «Schlussmacher» und «Vaterfreuden» allein in Deutschland schlappe 7 Millionen Euro eingespielt. Der zehn Sekunden Cameo-Auftritt von Schweighöfer gleich am Anfang des Films garantiert sicher ein paar Euro mehr.

In seiner Regiearbeit verlässt sich Anno Saul ganz auf die Gegensätzlichkeit seiner Hauptdarsteller: Fahri Yardim, bei uns besser bekannt als Tatort Sidekick von Till Schweiger und den gegen den Strich besetzten Charaktermimen Milan Peschel. Originell auch die Idee, das Paarungsverhalten der Grossstädter in der Gruppentherapie zu doppeln. Leider erliegt Saul dem Irrglauben, dass in einer Komödie laufend gelacht werden muss. Die Konsequenz: Aus seinen Figuren werden Witzfiguren und romantische Gefühle verkommen zur Lachnummer. «Irre sind männlich» ist bieder, vorhersehbar und seicht. Wer eine bissige Komödie erwartet, wird bitter enttäuscht.

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