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Kurzfilm «4000.-» Hier kämpft einer für den Mindestlohn

2014 lehnt das Schweizer Stimmvolk die Mindestlohn-Initiative ab. Matto Kämpf reagiert auf das Nein mit einem Kurzfilm. Der Autor und Comedian über realistische Ideen und Rasen mähende Manager.

SRF: In Ihrem Kurzfilm «4000.-» belästigt ein Unbekannter von der Strasse einen Manager wegen seines Gehalts – CHF 16’000.- pro Monat. Ist ein Lohn in dieser Höhe unverschämt?

Der Regisseur

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Matto Kämpf lebt in Bern und arbeitet als Autor, Filmer und Theatermacher. Er ist Mitglied der Spoken-Word-Gruppe «Die Gebirgspoeten» und der Band «Trampeltier of Love». Zudem ist er Herr Schneuwly in der SRF-Serie «Experiment Schneuwly».

Matto Kämpf: Jein. Wenn alle Arbeitnehmer mindestens CHF 4'000.- verdienen würden fände ich es nicht unverschämt.

Leider ist es aber erlaubt, Menschen für weniger als 4'000.- Franken anzustellen. Dadurch entsteht schon das schale Gefühl, dass hier etwas nicht ganz stimmt.

Der Unbekannte verfolgt den Topverdiener und verlangt von ihm ein Viertel seines Monatslohns. Das ist schon etwas dreist?

Durchaus. Der Fremde ist eine überzeichnete Figur, die über der Realität steht. Er weiss alles und kann alles. Er ist sozusagen das schlechte Gewissen des Managers, das sich personifiziert hat und diesem nun zusetzt.

Was denken Sie, welcher der Protagonisten beim Publikum mehr Sympathien hat?

Eher der nervige Unbekannte. Obwohl er ein echter Plagegeist ist.

Er kennt ja den Lohn des Abteilungsleiters und setzt ihn damit unter Druck. Wäre eine Transparenz in Sachen Löhne von Vorteil?

Ja, das fände ich gut.

Mich stört es sehr, dass es Menschen gibt, die trotz eines 100 %-Pensums ihren Lebensunterhalt nicht bestreiten können

Wie viel verdienen Sie?

Bei mir schwankt das immer ein bisschen. Im Schnitt bin ich bei dem Viertel des Managers.

In manchen ihrer Kurzfilme sind Sie selbst als Darsteller zu sehen. Wenn Sie in «4000.-» mitgespielt hätten: Welche Rolle hätten Sie lieber verkörpert?

Ur-bernerische Komik

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Mehr Spass würde es wohl machen, den Manager zu belästigen. Schauspielerisch herausfordernder ist der Gejagte. Da ich nicht der beste Schauspieler bin, hätte ich lieber den Jäger gespielt.

Was wollten Sie mit dem Film erreichen?

Ich habe mich gefragt: Wie wäre es denn, wenn Leute ohne Arbeit und Einkommen ihre Zeit dafür nutzen würden, den Vielverdienern auf die Nerven zu gehen. Solange, bis diese bereit sind, fürs Rasenmähen ein Viertel ihres Einkommens abzugeben.

Da es bei uns noch keine Gated Communities gibt, in denen sich arm und reich nicht mehr begegnen, wäre das doch praktikabel. Nein, im Ernst: Natürlich ist das keine realistische Idee. Die Lösung müsste man auf der politischen Ebene suchen.

Wie könnte diese Lösung aussehen?

In den letzten Jahren sind ja mehrere Vorlagen in diese Richtung gescheitert. Ein Mindestlohn von CHF 4'000.- wäre ein guter Ansatz gewesen. Mich stört es sehr, dass es Menschen gibt, die trotz eines 100 %-Pensums ihren Lebensunterhalt nicht bestreiten können und vom Staat Unterstützung brauchen.

Anscheinend sind wir in der Schweiz noch nicht so weit, auf nationaler Ebene etwas dagegen zu tun. Zumindest haben manche Kantone inzwischen einen Mindestlohn eingeführt. Das ist schon mal ein Anfang.

Das Gespräch führte Dascha Lüscher.

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