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Filmkritik: «Nebel im August»
Aus Kultur Extras vom 26.10.2016.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 17 Sekunden.
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Film & Serien «Nebel im August»: Massenmord an behinderten Menschen

Während des Nationalsozialismus wurden in Deutschland 200'000 körperlich und geistig Behinderte ermordet. Ernst Lossa war nicht behindert und wurde trotzdem getötet. «Nebel im August» erzählt sein wahres Schicksal.

Das griechische Wort «Euthanasie» bedeutet schöner Tod. An der Geschichte der Euthanasie während des 2. Weltkrieges ist nichts schön. Hitler legalisierte den Massenmord an körperlich und geistig behinderten Menschen. Damit wollte er das deutsche Volk stärken und Erbkrankheiten ein für alle Mal ausrotten. Denn Hitler glaubte an die sozialdarwinistische Rassentheorie, die besagt, dass sich immer der Stärkere durchsetzen wird.

Kerngesund – und trotzdem ermordet

Ernst Lossa schaut ernst.
Legende: Ivo Pietzcker spielt Ernst Lossa. Für seine erste Filmrolle «Jack» wurde er als bester Schauspieler nominiert. Frenetic

«Nebel im August» beleuchtet dieses dunkle Kapitel der deutschen Geschichte anhand des wahren Schicksals von Ernst Lossa. Dieser wird in eine Nervenheilanstalt eingewiesen, in der behinderte Menschen im Auftrag des Staates getötet werden.

Er ist kerngesund, wird aber von den Nazis als schwererziehbar eingestuft. In der Klinik klaut er für die kranken Kinder Essen und kümmert sich um sie. Obwohl er noch ein Junge ist, begreift er, dass die Kinder ermordet werden. Der Klinikleitung ist er ein Dorn im Auge. Am 09. August 1944 stirbt er durch die Giftspritze. Ernst Lossa wird nur 14 Jahre alt.

Wie wurde die Geschichte übermittelt?

Foto von echtem Ernst Lossa.
Legende: Ernst Lossa wurde mit 14 Jahren ermordet. Frenetic

Der deutsche Mediziner Michael von Cranach war zwischen 1980 und 2006 ärztlicher Leiter des Bezirkskrankenhauses Kaufbeuren. In dieser Zeit erforschte er die Geschichte der Klinik während des Nationalsozialismus.

Besonders interessiert hat ihn das Schicksal von Ernst Lossa. Dieser lebte von 1942 bis 1944 in der Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren. «Als ich die Krankenakte in den Händen hielt, war ich von diesem Bild des Jungen tief beeindruckt. In der Akte hat mich vor allem die Passage fasziniert, dass er Lebensmittel an Patienten verteilte – wissend, dass Hungerkost eingeführt worden war», erzählte Michael von Cranach in einem Interview.

Bei der Hungerkost wurden Lebensmittel so oft gekocht, dass sie keine Nährstoffe mehr hatten. Die Patienten verhungerten beim Essen.

Seine Untersuchungen dienten Robert Domes für seinen Tatsachenroman über Ernst Lossa. Dieser, plus die Forschungen von Prof. Cranach, dienten als Vorlage für den Film.

Fazit

«Nebel im August» greift ein dunkles Kapitel der deutschen Geschichte auf. Das deutsche Drama berührt, weil Regisseur Kai Wessel die Emotionen genau richtig dosiert und die brutalen Morde nur andeutet. Die nüchterne Darstellung der grausamen Verbrechen schockiert.

Kinostart: 27. Oktober 2016

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