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Ivo Kummer über das «Schweizer Netflix»
Aus Kultur-Aktualität vom 21.01.2019. Bild: Keystone / Aessandro della Valle
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Schweizer Streaming-Plattform «Wäre doch jammerschade, wenn nur das Geld entscheiden würde»

Das Bundesamt für Kultur (BAK) plant eine eigene Streaming-Plattform für Schweizer Filme und Serien – ganz nach Vorbild Netflix. Die Plattform soll bis 2024 realisiert werden, und die Inhalte sollen dann – im Unterschied zu Netflix – nach Möglichkeit gratis abrufbar sein.

Ivo Kummer, Leiter der Sektion Film beim BAK und einer der Ideen-Entwickler der geplanten Online-Plattform, über Kino, Kosten und Kontrolle.

Ivo Kummer

Ivo Kummer

Ehemaliger Filmchef beim Bund

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Ivo Kummer war von 1989 bis 2011 Direktor der Solothurner Filmtage. Seit August 2011 war er Leiter der Sektion Film im Bundesamt für Kultur (BAK) und ging auf Ende Januar 2024 in Pension.

Der studierte Germanist und Journalist wurde 1959 in Solothurn geboren. 1984 erhielt er das Diplom der Fachrichtung Film und Fernsehen der Universität Fribourg. Von 1984 bis 2011 war er Mitglied der Geschäftsleitung sowie ab 1989 Direktor der Solothurner Filmtage.

SRF: Was soll diese Streaming-Plattform für Schweizer Filme und Serien?

Ivo Kummer: Wir wollen die vom Bund geförderten Schweizer Kinofilme – das sind Dokumentar- und Spielfilme – nach einer gewissen Zeit auf eine Plattform laden und für eine breite Bevölkerung frei zugänglich machen.

Filme haben eine immer kürzere Auswertungszeit im Kino und verlieren dadurch ihre Visibilität. Aber auch Film ist ein Kulturgut, das für die Bevölkerung über längere Zeit zur Verfügung gestellt werden soll.

Sie haben das Portal für das Jahr 2024 angekündigt. Warum so spät?

Wir möchten im Rahmen der neuen Kulturbotschaft, die vom Parlament 2020 beraten wird, das Mandat erhalten, die notwendigen Abklärungen zu machen.

Es ist völlig klar, dass wir die gesetzlichen Rahmenbedingungen respektieren müssen.

Wie könnte man eine solche Streaming-Plattform umsetzen? Wie ist die rechtliche Situation? Wie reagiert die Filmbranche – und wie reagieren die Rechte-Inhaberinnen und -Inhaber? Wie sehen das die Verwertungs- und Urhebergesellschaften?

Sie sprechen die Rechte-Situation an. Man kann sich vorstellen, dass das Hochladen von Filmen, die gratis abgerufen werden sollen, nicht ganz unproblematisch ist.

Es ist völlig klar, dass wir das Urheberrechtsgesetz und die gesetzlichen Rahmenbedingungen respektieren müssen. Deshalb wird die ganze Sache wohl nicht ganz kostenneutral.

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Eigene Streaming-Plattform geplant
Aus Tagesschau vom 17.01.2019.
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Warum braucht es denn eine eigene Plattform des Bundes für Schweizer Filme und Serien? Kann man die nicht einfach in bestehende Plattformen integrieren?

Der Bund beabsichtigt im jetzigen Stadium nicht, eine eigene Plattform zu unterhalten oder anzubieten. Es ist aber auch nicht so gedacht, dass das Portal eine Eingangsplattform sein wird, die verschiedene Plattformen verlinkt.

Der Unterhalt einer solchen Plattform wäre vermutlich nicht wahnsinnig teuer – die Aufbereitung möglicherweise schon.

Die Filme sollen schon an einem Ort versammelt werden, damit man auch die entsprechenden Kontrollen hat.

Was könnte so eine eigene Streaming-Plattform kosten?

Der Unterhalt einer solchen Plattform wäre vermutlich nicht wahnsinnig teuer – die Aufbereitung möglicherweise schon. Aber das ist ein anderes Thema.

Die Urheberrechtsentschädigungen und andere Entgeltungen: Das sind alles offene Fragen, die man mit den Direkt-Betroffenen klären muss. Es wäre doch schade, wenn nur das Geld entscheiden würde, ob man eine solche Plattform realisieren kann oder nicht.

Auch als Steuerzahler würde ich es als Geschenk der Filmschaffenden empfinden, wenn ich nach einer gewissen Zeit diesen freien Zugang habe. Denn ich habe mit meinen Steuern diese Schweizer Filme ja auch möglich gemacht.

Das Gespräch führte Igor Basic.

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