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Let’s Play «Inscryption»: Kartenspielen gegen den Tod

Das Horror-Karten-Game inklusive Escape-Room ist mechanisch enorm clever und führt uns ständig an der Nase herum.

Zunächst ist «Inscryption» ein Kartenspiel, ähnlich wie viele in dem Genre. Wir spielen wie in «Magic: The Gathering» oder «Hearthstone» Karten aus, aus denen dann Viecher werden. Die greifen die Viecher des Gegenspielers an, oder – wenn nichts mehr im Weg steht – den Gegner direkt. Wer dem Gegenüber zuerst fünf Schaden zugefügt hat, hat gewonnen. 

Aus der Grusel-Hütte entkommen?

Doch der Entwickler Daniel Mullins aus Kanada hat den Ruf, seltsame Meta-Games zu machen (wie z.B. «Pony Island»). Und so ist auch «Inscryption» mehr als ein Kartenspiel. Wenn wir nämlich vom Tisch, an dem wir spielen, aufstehen, finden wir uns in einer Holzhütte, in der wir offenbar gefangen sind. Das Game ist also auch eine Art Escape Room, Ziel scheint es zu sein, aus der Hütte zu entkommen.

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Unser vom Computer gesteuerter Gegenspieler ist eine gruslige Figur, die meist ganz im Dunkeln sitzt – wir sehen von ihr nur leuchtende Augen und skelettähnliche Hände. Wenn wir eine Partie verlieren, geht es wieder von vorne los. Sitzen wir also in der Vorhölle gefangen und spielen gegen den Tod persönlich? Wir wissen es nicht – und das Game führt uns immer wieder an der Nase herum, wandelt sich in etwas Neues.

Die gruselige Atmosphäre, die Rätsel der Hütte und das mysteriöse Meta-Game sind toll – zu einem besonderen Spiel wird «Inscryption» aber durch die ausgefeilten mechanischen Ideen des Kartenspiels.

Komplexe Opfer-Mechanik

So wird Schaden an uns oder am Gegenspieler auf einer Waage dargestellt. Tun unsere Viecher ihm weh, kippt die auf seine Seite. Wenn seine Menagerie dagegen uns weh tut, kippt sie gegen uns. Das bedeutet, dass Heilen nicht nötig ist, denn wir können unsere Verletzungen immer durch einen Gegenangriff gleich wieder aufheben. Es geht also immer wild hin und her, statt Zeit mit defensiven Heil-Phasen zu verschwenden.

Das Thema des Spiels ist «Opfern». Wenn wir eine starke Karte ausspielen wollen, müssen wir sie in Blut bezahlen – das wir erhalten, in dem wir schwächere Karten ausspielen und opfern. Stirbt eines unserer Viecher, erhalten wir Knochen; auch die können wir zum Ausspielen bestimmter Karten nutzen. Und: Wir können unseren Kartenstapel zwischen den einzelnen Partien laufend verbessern. So auch, indem wir eine Karte opfern und dafür ihre Spezialfähigkeit auf eine andere übertragen.

Das Game hat viele solcher Ideen, die man sich auch in anderen Kartenspielen wünschte. Die Partien sind dadurch taktisch enorm abwechslungsreich. Das Game ist anspruchsvoll, bleibt aber immer zugänglich, denn es führt seine vielen komplexen Systeme schön langsam und schrittweise ein. Und die gruselige Stimmung und die mysteriöse Geschichte fesseln. Besonders für Liebhaberinnen ausgefeilter Mechanik eine uneingeschränkte Empfehlung.

«Inscryption» ist für PC.

Radio SRF Virus, 9.11.2021, 15:10 Uhr.

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