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Gesellschaft & Religion «Blick in die Feuilletons»: Ägyptische Komik und russische Kegel

Der «Tages-Anzeiger» berichtet über einen umstrittenen ägyptischen Fernsehkomiker. Die NZZ schreibt über das russische Kulturerbe auf der Karibik-Insel Kuba und deutsche Feuilletons gratulieren Wilhelm Genazino zum 70. Geburtstag.

Der Satiriker Bassem Youssef hat in Ägypten seit der Revolution für viele Kultstatus – für andere ist er ein rotes Tuch. In seiner Sendung kommentiert er jeden Freitagabend Ausschnitte aus den Fernseh-Nachrichten, und dabei bekommen alle ihr Fett weg.

Beispielsweise forderte ein weltlicher Politiker einmal gratis frische Unterhosen für die Demonstrierenden auf dem Tahrir-Platz. Komiker Bassem Youssef präsentierte daraufhin verschiedene Modelle für «revolutionäre Unterwäsche».

Die Islamisten veräppelte er, weil sie die Teilnehmenden-Zahlen an ihren Demonstrationen masslos übertrieben. Solche Scherze sind einigen salafistischen Politikern nun in den falschen Hals geraten, liest man im «Tages-Anzeiger» weiter. Satiriker Bassem Youssef hat derzeit mehrere Klagen am Hals wegen Vergehen gegen die islamische Religion.

Ladas erinnern an die alte Freundschaft

«Die Spur der Kegelköpfe», so überschreibt die NZZ einen Artikel über das russische Kulturerbe in Kuba. Dort werden die Russen nicht sehr schmeichelhaft «Bolos» genannt, auf Deutsch Kegel, was offenbar auf ihre Kopfform anspielt.

Dennoch – so negativ ist das Verhältnis zwischen Kuba und Russland nicht. Zu Zeiten der Sowjetunion importierte Kuba sowjetisches Büchsenfleisch und Autos – manche dieser Ladas rollen heute noch durch Havana. Tausende von Kubanerinnen und Kubaner gingen zum Studieren nach Russland, umgekehrt kamen Russen als Techniker, Lehrerinnen und Soldaten nach Kuba.

Seit dem Ende der Sowjetunion kühlte die Beziehung zwischen den einstigen Bruderstaaten etwas ab – aber Raul Castro sucht jetzt wieder den Schulterschluss mit Moskau, so das NZZ-Feuilleton. Vor allem im Tourismus-Sektor macht sich das bemerkbar: Heute kommen mehr russische Touristen auf die Karibik-Insel als je zuvor.

Der Rummelplatz als Schlüsselerlebnis

Die Feuilletons der FAZ und der «Süddeutschen Zeitung» gratulieren dem Schriftsteller Wilhelm Genazino zum 70. Geburtstag. Die «Frankfurter Allgemeine» würdigt den Büchner-Preisträger Genazino als denjenigen deutschen Schriftsteller, dessen Werk am meisten verknüpft sei mit der Stadt Frankfurt. Die Stadt sei für Genazino eine unerschöpfliche Fundgrube.

Gemäss der Süddeutschen prägt eine Mischung von Melancholie und Komik Genazinos Werk, und sie illustriert das anhand eines Schlüsselerlebnisses aus seiner Kindheit: Er sei in ärmlichen Nachkriegsverhältnissen aufgewachsen und habe sich den Rummelplatz immer in leuchtenden Farben vorgestellt.

Ägyptische Komik und russische Kegel
aus Blick in die Feuilletons vom 22.01.2013.

Bei seinem ersten Besuch habe er dann festgestellt, dass der Rummelplatz in Wirklichkeit ein trister Ort für Trinker und Arbeitslose sei. Zu Hause habe er seiner Mutter dann aber vorgeflunkert, er habe all die schönen Dinge gesehen, die er erwartet habe. So sei er, Genazino, Dichter geworden.

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