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Gesellschaft & Religion «Blick in die Feuilletons»: Doping und Generationengerechtigkeit

In der «Zeit» kommentiert der Philosoph Gunter Gebauer den Doping-Fall Lance Armstrong. In der «Süddeutschen Zeitung» hinterfragt der Soziologe Heinz Bude den Begriff «Generationengerechtigkeit».

Der Philosoph Gunter Gebauer erklärt in der «Zeit», wie Lance Armstrong es aushalten konnte, 15 Jahre lang zu lügen. Das sei eine Art von Selbstsuggestion, die aber nicht nur bei Lance Armstrong selber entstanden sei, sondern als eine Art kollektiver Wahn - und zwar bei allen: dem Welt-Radsportverband, den Medien, dem Publikum.

Das Publikum wolle Helden, charismatische Führer, weil es sie in der Sphäre der Politik in Zeiten der Demokratie nicht mehr gebe. Armstrong habe somit eine Sehnsucht des Publikums erfüllt. Ausserdem, so Philosoph Gebauer weiter in der «Zeit»: «Das Publikum ist gar nicht darauf aus, nur eine saubere Leistung zu bekommen, sondern es will sich alles Mögliche bieten lassen. Selbst aus dem Geständnis wurde noch eine grosse Show gemacht. Auch in den Beschreibungen der deutschen Zeitungen erkennt man den wohligen Schauer, diesem Delinquenten zugucken zu dürfen bei seinem Versuch, Herr im Ring zu bleiben.»

«Generationengerechtigkeit» geht von einem falschen Weltbild aus

Fall Armstrong und Generationengerechtigkeit
aus Blick in die Feuilletons vom 24.01.2013.

In der «Süddeutschen Zeitung» schreibt der Soziologe Heinz Bude, warum er den Begriff der «Generationengerechtigkeit» für unbrauchbar hält. Der moralische Begriff sage an sich etwas aus, was selbstverständlich scheine: Eltern sollen nicht auf Kosten der Kinder leben. Bude formuliert es so: «Man will seinen Nachkommen doch keinen Saustall mit irreversibler Erderwärmung, unvorstellbarer Staatsverschuldung und explodierenden Rentensystemen hinterlassen.»

Der Soziologe fragt dann aber, ob die ältere Generation tatsächlich verantwortlich sei für Entwicklungen, wie die Krise der Pensionssysteme. Man könne ja auch sagen, die Babyboomer-Generation, also die in den 60er-Jahren geborenen, seien selber schuld, wenn sie weniger Rente erhielten. Schliesslich hätten sie deutlich weniger Kinder in die Welt gesetzt, als ihre Eltern.

Heinz Bude hinterfragt in der «Süddeutschen Zeitung» aber auch die Weltsicht, die hinter dem Begriff «Generationengerechtigkeit» steht: die Vorstellung nämlich, dass sich die Welt linear entwickle, dass jede neue Generation es besser habe,als die vorhergehende. Diese Vorstellung sei überholt.

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