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Gedruckte Architektur Das Haus der Zukunft ist aus Salz und kommt aus dem 3D-Drucker

Architekten und Ingenieure experimentieren mit neuen Materialien – indem sie sie in 3D-Drucker füllen.

  • Architekten versuchen aus neuen Materialien wie Salz Bauteile herzustellen. Dafür füllen sie die Rohstoffe in 3D-Drucker.
  • So entstehen etwa Raumteiler aus Sägemehl oder Weinkelche aus Traubenschalen.
  • Auch bei der Fertigstellung von Gaudis Sagrada Familia in Barcelona werden 3D-Bausteine als Vorlage verwendet.

Ein Iglu aus Salz

Der Saltygloo ist weiss und rund wie ein Iglu. Doch stellte man ihn irgendwo in die Arktis, hätten seine Bewohner kaum Freude daran. Denn die einzelnen Blöcke sind dünn, leicht und löchrig.

Video
Schattenspiele im «Saltygloo» (ohne Ton)
Aus Kultur Extras vom 03.03.2017.
abspielen. Laufzeit 41 Sekunden.

Dass die abstrakt-geometrische Form der einzelnen Bauteile entfernt an die Kanten und Winkel der Oberfläche von Salzkristallen erinnert, ist kein Zufall: Der Saltygloo ist in der Tat aus Salz gebaut.

Baustoffe lokal beschaffen

Die Idee zum Saltygloo kam Ronald Real, Architekturprofessor an der University of California in Berkeley, weil es in der Umgebung von San Francisco viele Salzteiche gibt: «Mich faszinieren traditionelle Baumaterialien wie Lehm oder Holz. In Wüstenregionen baute man früher auch mit Salz.»

Dass das Baumaterial sozusagen vor der Haustür lag, entsprach zudem der Philosophie von Raels Team, den ökologischen Fussabdruck möglichst klein zu halten.

Es blieb also nur noch die Frage zu klären: Kann man mit Salz drucken? Man kann – wenn man Klebstoff beimischt. Das Endprodukt ist leicht, lichtdurchlässig und wasserdicht.

Mehr Freiheit ohne Patentschutz

Bisher war es Architekten und Bauingenieuren kaum möglich, im grossen Stil durchzutesten, was mit einem 3D-Drucker überhaupt alles machbar ist. Dem schob nämlich der Patentschutz einen Riegel vor. «Die Hersteller von 3D-Druckern verlangten, dass man nur bei ihnen erhältliches und ziemlich teures Material verwendet», klagt Ronald Rael.

3D-Druck – eine Revolution?

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Wenn 50 Kilogramm Material 3000 Dollar kosten, beschränkt man sich notgedrungen auf das Drucken kleiner Objekte: «Wenn man eigene Materialien in den Drucker gefüllte hätte und er ging kaputt, verfiel die Garantie.» Doch nun, da viele Patente abgelaufen sind, herrscht ungebremste Experimentierfreude.

Nachhaltige Materialwahl

Die Architekten an der University of California druckten einen Raumteiler aus Sägemehl und ein Teeservice aus Teeblättern.

In einer Weingegend, wie dem in der Nähe San Franciscos gelegenen Nappa Valley, gibt es Weintraubenschalen in Hülle und Fülle. Wenn man diese zerreibt und mit Zement mischt, kann man aus der Masse Weinkelche drucken.

«Viele Bauressourcen der Zukunft wird man auf Müllhalden finden», erklärt der Architekt. Darum werden Gemische mit Papierstaub getestet, aus denen man beispielsweise Isoliermaterial drucken könnte. Ähnlich langlebig wie Papier sind Autoreifen.

Allein in den USA landen jährlich mehr als 200 Millionen Stück auf den Deponien. Doch im 3D-Drucker könnte man beispielsweise Gartenmöbel oder schalldämmende Wandverkleidungen herstellen.

Form und Funktion verbinden

Der grosse Vorteil von 3D-Druckern in der Architektur war schon immer die Möglichkeit, ungewöhnliche Formen auszudrucken. Mark Burry, Architekt an der University of Melbourne, vollendet Antoni Gaudís Kirche, die Sagrada Familia, in Barcelona. Seit Jahren lässt er die Prototypen einzelner, in ihrer Gestalt eigenwilliger Steine mit 3D-Druckern herstellen. Diese Modelle dienen den Steinmetzen als Vorlage.

Video
Mark Burry über 3D-Druck beim Bau der Sagrada Familia (Englisch)
Aus Kultur Extras vom 03.03.2017.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 48 Sekunden.

Doch die Stärke der 3D-Drucker in der Architektur sei nicht nur eine freiere Form, sondern die Verbindung von Form und Funktion, sagt Burry: «Ich möchte gerne wissen, wie eine Wand geformt sein muss, dass sie besonders energiesparend ist. Oder – bei einer Aussenwand – dass sie Wasser speichert und dabei noch schön anzuschauen ist.»

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Wissenschaftsmagazin, 04.03.2017, 12:38 Uhr

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