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Gesellschaft & Religion Die vernetzte Industrie ist eine Chance – und ein Risiko

In naher Zukunft steuert intelligente Software unsere Fabriken, Maschinen gehen online. Die Industrie von morgen ist zwar sehr effizient, aber auch ein Risiko. Was, wenn Hacker die Betriebe übernehmen? Wie kann sich die Industrie gegen den virtuellen Krieg wappnen?

Die Fabrik der Zukunft ist smart und vernetzt. Intelligente Software lässt komplexe Maschinen miteinander kommunizieren und enorme Datenmengen austauschen. In der Industrie 4.0 wird die Produktion über das Internet gesteuert. Produktionsbedingungen verändern sich radikal – die Industrie steht vor der vierten Revolution.

Die Industrie 4.0 steigert die Effizienz und ermöglicht individuelle Produkte, stellt die Unternehmen aber auch vor gewaltige Herausforderungen punkto Datensicherheit und Datenschutz. Unternehmen, die ihre Produktionsprozesse über das Internet steuern, sind ein Risiko: Sie sind Hackerangriffen ausgesetzt.

Cyber-Attacken gefährden Unternehmen

Stichwort Industrie 4.0

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Unter der vierten industriellen Revolution versteht man Zukunftsstrategien zur Vernetzung von Maschinen. Ziel sind intelligente Fabriken.

Die früheren industriellen Revolutionen: 1. Mechanisierung mit Wasser- und Dampfkraft, 2. Massenfertigung durch Elektro-Energie, 3. Digitale Revolution: Einsatz von Computern in der Produktion.

«Cyber-Attacken sind ein sehr ernstzunehmendes Problem für Unternehmen», sagt IBM-Sicherheitsexperte Marcel Kisch. Bislang würden sich Angriffe noch hauptsächlich darauf beschränken, Produktionsprozesse einer Firma zu unterbrechen. «Für Angriffe auf vertrauliche Daten sind eher ‹soziale Angriffe› etabliert – etwa indem Mitarbeiter in ein Unternehmen ‹eingeschleust› werden.»

Wie real die Bedrohung bereits ist, erfuhr die Weltöffentlichkeit im Sommer 2010. Unbekannte versuchten damals, das iranische Atomprogramm zu sabotieren. Der Virus mit dem Namen Stuxnet war der bisher schädlichste und aufwändigste seiner Art.

Ein weiterer Fall machte im vergangenen November Schlagzeilen: Unbekannte hackten die Computer des Unterhaltungskonzerns Sony und entwendeten interne Daten sowie den damals noch unveröffentlichten Film «The Interview».

Gehandelt wird, wenn’s zu spät ist

Sony und Stuxnet sind zwei Extrembeispiele. Sie zeigen aber, wie der «virtuelle Krieg» um relevante Geschäftsdaten, Betriebsgeheimnisse und Einflussmöglichkeiten in Zukunft aussehen könnte. Unternehmer sind gefordert, ihre Daten vor Angriffen zu schützen.

Meistens werde jedoch erst dann in zusätzliche Sicherheit und in Virenschutz investiert, wenn es bereits zu einem Angriff gekommen sei, sagt der IBM-Sicherheitsexperte Kisch. Aus unternehmerischer Sicht sei das nachvollziehbar: «Kein Manager wird dafür belohnt, Geld für die Abwendung eines theoretischen Risikos auszugeben. Ein Sicherheitsvorfall ist daher ein idealer Investitionsgrund.»

Initiative gegen Cyber-Attacken

Auch die Schweiz ist bei Hackern beliebt. Das Land steht in Europa nach Grossbritannien und Deutschland an dritter Stelle der Hacker-Hitliste, heisst es in einem Bericht der US-Sicherheitsfirma FireEye. Vor allem Hacker aus China und Russland versuchen demnach, in die Systeme von Schweizer Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Unternehmen einzudringen. Auch Banken sind zunehmend im Visier von kriminellen Hackern.

«Cyber-Bedrohungen gehören branchenübergreifend zu den grössten Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft», sagt Kurt Lanz vom Wirtschaftsdachverband Economiesuisse. Economiesuisse unterstützt die Allianz gegen die «Bedrohung aus dem Netz», die der Bund gemeinsam mit dem Verein Swiss Cyber Experts kürzlich gegründet hat.

70 Prozent der Unternehmen sind ungenügend gesichert

Die digitale Fabrik der Zukunft bietet neue Möglichkeiten in der Produktion. Gleichzeitig werden sie in einer software- und internetbasierten Industrie anfälliger für externe Angriffe durch Kriminelle.

Trotz der realen Bedrohung sind sich aber viele Unternehmer der Gefahren noch nicht bewusst. Laut einer aktuellen Studie des amerikanischen Software-Produzenten Symantec sind 70 Prozent der Schweizer Unternehmen ungenügend gesichert.

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