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Gesellschaft & Religion Klischee und Kritik: Afrika in der Welt der Comics

«Tim und Struppi im Kongo», «Globi in Afrika»: zwei Comic-Klassiker, die seit Generationen gelesen werden. Aber wie sehen Comics aus, die aus Afrika kommen? Eine Ausstellung in Basel zeigt alte Bilder, die unseren Blick auf Afrika prägen. Und hängt sie neben erfrischend neue.

Ausstellungshinweis

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«Kaboom! Afrikanische Comics im Fokus» ist noch bis am 19. Dezember 2015 geöffnet und dann wieder vom 5. Januar bis zum 22. Januar 2016. Zu sehen sind die Bilder in den Räumlichkeiten der Basler Afrika Bibliographien.

Mickey Mouse, Tim und Struppi, Globi: Alle besuchen sie Afrika, und der Kontinent wird belächelt. Afrikaner sind Menschenfresser – Mickey Mouse landet im Kochtopf. Afrikaner sind abergläubisch – Globi wird als Gottheit verehrt. Afrikaner sind Analphabeten – Tim bringt ihnen das Lesen bei. «Die heutige Version von ‹Tim im Kongo› wurde meines Wissens dreimal überarbeitet. Aber die ist immer noch weit weg von Political Correctness», sagt Reto Ulrich, einer der Verantwortlichen der Ausstellung.

Der doppelte Blick

Im ersten Raum der kleinen Basler Ausstellung sieht man diesen gezeichneten Blick von Aussen, der unser Bild von Afrika massgeblich geprägt hat – und wohl immer noch prägt. Im zweiten Raum folgen dann andere Bilder aus und über Afrika. Da ist zum Beispiel einer der grössten Erfolge des afrikanischen Comics überhaupt: «Aya», eine Serie der Texterin Marguerite Abouet und des Zeichners Clément Oubrerie – ein Paar, das in Frankreich lebt. Abouet stammt von der Elfenbeinküste und dort spielt auch ihre Geschichte.

Plakathinweis für eine Veranstaltung in Basel: Eine schwarze Frau tanzt in bunten Kleidern.
Legende: Gar nicht so lange her: Als man im Zoo noch Menschen bestaunte. Basler Afrika Bibliographien

Aya ist eine junge Erwachsene aus einem populären Quartier von Abidjan: ihre Probleme sind die von Millionen anderen Jugendlichen weltweit: Liebe und Liebeskummer, sexuelle Orientierung, was bringt die Zukunft, habe ich Arbeit. Die universelle ist aber auch eine sehr afrikanische Geschichte: Da geht es auch um den Gegensatz von Tradition und Moderne. Um das Leben in der Stadt und auf dem Dorf im Busch. Um das Auswandern nach Frankreich. Das ist spannend und vermittelt ein alltägliches Bild von Afrika – jenseits der erwähnten Klischees. Sechs Bände gibt es von «Aya» – auch ein Animationsfilm wurde gedreht.

Kein afrikanischer Markt

Warum wurde «Aya» ein solcher Erfolg? Für Reto Ulrich hat das mit der bestehenden Comic-Kultur in Frankreich zu tun. «Aya» wurde in Paris verlegt: «Eine Hemmschwelle für afrikanische Künstler ist der nicht existierende Markt. Und dann hat der Erfolg mit der Qualität des Produkts zu tun. Abouet hat es verstanden, die Szenerie aus dem Abidjan der 1970er-Jahre lebhaft und realitätsnah rüberzubringen.» «Aya» ist ein Beispiel aus der Ausstellung über Comics, die Bilder aus Afrika jenseits der Klischees vermitteln.

Buchhinweis

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Clément Oubrerie, Marguerite Abouet: «Aya». Reprodukt, 2015

Fünf verschiedene Teilgebiete zeigt die Ausstellung: darunter Alltag, Comics mit Bildungsanspruch oder Superhelden. Gerade die afrikanischen Superheroes zeigen Überraschendes. «Powerbolt» zum Beispiel: Die Bilder sind international verständlich, die Inhalte afrikanisch.

«Kaboom! Afrikanische Comics im Fokus» ist eine kleine, feine Ausstellung, die auf Augenhöhe auf den Kontinent Afrika blickt.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur aktuell, 16.12.2015, 07:20 Uhr.

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