Zum Inhalt springen

Header

Inhalt

Gesellschaft & Religion «Kurt Imhof konnte sich zu fast jedem Thema qualifiziert äussern»

Am Sonntagmorgen erlag der Zürcher Soziologieprofessor Kurt Imhof einem Krebsleiden.
 Der 59-Jährige galt als Kämpfer für die Qualität der Medien und streitbarer Zeitgenosse.

Wofür stand Kurt Imhof?

Nick Lüthi: Kurt Imhof war ein Öffentlichkeitsssoziologe, der sich mit den verschiedensten Facetten des öffentlichen Wandels beschäftigte. Er sah sich stark dem Aufklärungsliberalismus verpflichtet und verkörperte darin auch eine politische Haltung.

Zur Person

Box aufklappen Box zuklappen

Nick Lüthi ist Medienjournalist. Er ist Redaktor bei der Medienwoche.

Kurt Imhof war Soziologe, bekannt war er aber in der Schweiz vor allem für seine Analysen zum Zustand der Schweizer Medien. Was waren denn hier seine wichtigsten Verdienste?

Sein grösstes Verdienst der letzten Jahre war die Etablierung des Jahrbuchs «Qualität der Medien», in dem er mit einem Forschungsteam jedes Jahr untersuchte, wie es um die Qualität der Schweizer Medien steht. Insbesondere, wie sich die Berichterstattung qualitativ entwickelt. Dabei stellte er regelmässig eine Verschlechterung der Qualität fest und eine Tendenz hin zur Boulevardisierung.

War Kurt Imhof wegen seiner Kritik in der Medienbranche so umstritten?

Er war vor allem umstritten, weil er mit seinen Qualitätsanalysen den Medien einen Spiegel vorhielt und aufzeigte, wo es Mängel gibt und wo sich die Medien verbessern könnten. Medien sind nicht besonders kritikfreundlich und fanden die Urteile Imhofs zum Teil als Beleidigung. Oder sie versuchten, sie methodisch anzuzweifeln. Zum Beispiel wurde behauptet, dass die Untersuchung mit Methoden durchgeführt würde, die unzulässige Ergebnisse lieferten.

Was wird der Schweizer Medienlandschaft ohne Kurt Imhof fehlen?

Kurt Imhof wird als wichtige und gewichtige Stimme und als Soziologe fehlen, der sich zu praktisch jedem Thema qualifiziert äussern konnte. Er war ja ein gern gesehener Gast in allen Medien – egal, worum es ging. Zum Beispiel zu den Massenbesäufnissen Jugendlicher – dazu hatte er sich sehr pointiert geäussert und der Jugend einen Freiraum zugestanden. Darin zeigte sich auch, wie gerne er polarisiert hat.

Was aber besonders fehlen wird, ist sein Qualitätsurteil, seine Auseinandersetzung mit der Medienqualität. Dort mischte er sich immer aktiv in die Debatte ein. Er war dort präsent, wo Journalistinnen und Journalisten diskutierten. Er war nicht der weltfremde Theoretiker, der ein Urteil abgab und sich dann in seinen Elfenbeinturm zurückzog. Er war nahbar und bereit für die Debatte. Das war wohl seine grösste Qualität. Und dies wird man in der Schweizer Medienlandschaft schmerzlich vermissen.

Sendung: Kultur Kompakt, SRF 2 Kultur, 2. März 2015, 07:15 Uhr

Meistgelesene Artikel