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Gesellschaft & Religion Mobile Schweiz: Jeder Vierte hat mehr als ein Zuhause

Über zwei Millionen Menschen in der Schweiz haben mehr als einen Wohnsitz. Dies zeigt eine neue Studie der ETH Zürich, der Universität Basel und der Hochschule Luzern. Handelt es sich dabei nur um einen Trend – oder ist das das Lebensmodell der Zukunft?

Die Menschen in der Schweiz werden immer mobiler. Mehr Mobilität bedeutet auch, dass viele an mehr als an einem Wort wohnen. Multilokales Wohnen heisst das im Fachjargon. Über 28 Prozent der Menschen leben so.

Eine Studie der ETH Zürich, der Universität Basel und der Hochschule Luzern hat sich mit dem Phänomen auseinandergesetzt, das bei Jung und Alt feststellbar ist. Sowohl Menschen bis 29 wie auch Menschen über 60 hätten mehr als ein Domizil, so Nicola Hilti, Mitverfasserin der Studie.

So viele wohnen an verschiedenen Orten?

Es erstaunt, dass viele Menschen mehrere Zuhause haben. Eine Erklärung liegt in der Vielfalt der Wohnformen. «Das sind einerseits – ganz klassisch – Mietwohnungen oder Eigentumswohnungen. Es können aber auch WG-Zimmer oder Dienst-Zimmer sein. Oder auch Wohnformen informeller Art – wie etwa das Sofa beim Freund, das man regelmässig nutzt, der Wohnwagen am Dauercamping-Platz, bis hin zu Klappbett im Büro.»

Mehr Menschen brauchen mehr Platz

Obwohl sie die Zweitwohnungsdiskussion nur am Rande streift, birgt die Umfrage unter gut 3000 Menschen zwischen 15 und 74 Jahren doch eine gewisse gesellschaftliche Brisanz. «Wir haben gefragt, wie viele Räume den Menschen zur Verfügung stehen. Sehr viel Räumfläche wird durch die Multilokalität konsumiert. Nicht in allen Fällen, aber doch in einigen», sagt Nicola Hilti.

Mehr Menschen brauchen also immer mehr Platz. Und Menschen mit mehreren Wohnsitzen fahren häufig zwischen diesen Orten hin und her – und beanspruchen Strassen und öffentliche Verkehrsmittel.

Landverschleiss und Verkehrsbelastung

Manches, was die Studie aufzeigt, konnte man schon vermuten – und manches wird teils auch schon eifrig diskutiert. Doch die Studie liefert nun weitere ganz konkrete Zahlen. Und bestätigt einmal mehr, dass die Diskussionen um Landverschleiss und Verkehrsbelastung nötig sind. Vor allem auch, weil sich die Problematiken in Zukunft wohl verschärfen werden.

«Wir gehen davon aus, dass qualitativ wie quantitativ die Bedeutung des ‹multilokalen Wohnens› steigen wird. Man sollte aber das Phänomen nicht isoliert betrachten, sondern im Kontext von grösseren gesellschaftlichen Veränderungen, wie etwa in der Arbeitswelt».

Eine Bereicherung für die Gesellschaft?

Doch dass immer mehr Menschen an mehreren Orten zu Hause sind, verursacht nicht nur Probleme. Viele der Befragten leben ja gerade so, weil sie es als Bereicherung ansehen. Sie fühlen sich nicht etwa «entwurzelt», sondern haben oft ein grösseres soziales Beziehungsnetz und sind Vermittler – über Orts-, Kantons- und Landesgrenzen hinweg.

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