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Reformierte Kirchen Duell bei den Reformierten

Rita Famos tritt gegen Gottfried Locher an. Es geht um das Präsidentenamt des Rats des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes (SEK).

Rita Famos ist 52 Jahre alt und leitet die Abteilung für Spezialseelsorge der Landeskirche Zürich. Zuvor war sie in verschiedenen kirchlichen Gremien aktiv.

Die reformierte Pfarrerin sieht sich nicht als «Anti-Locher». Aber sie betont: «Ich habe ein anderes Verständnis von Führung. Ich bin eine Team-Playerin.»

Rita Famos versteht sich auch nicht als Alibi-Kandidatin. Sie verweist auf ihre Erfahrung. Ihre grösste Chance könnte aber sein, dass der aktuelle Kirchenbund-Präsident Gottfried Locher kirchenintern umstritten ist.

Manche nehmen ihm den Wunsch übel, eine Art Bischof für alle Reformierten in der Schweiz werden zu wollen. Die Träume liegen ad acta, werden ihm aber immer noch unterstellt.

Famos: Prostitution ist Ausbeutung

Auch wird Locher Sexismus vorgeworfen, etwa weil er gesagt hat: Befriedigte Männer seien friedliche Männer. In diesem Zusammenhang lobte er den Dienst von Prostituierten.

Später sagte Locher, er sei missverstanden worden. Allerdings hat er nicht klargestellt, was genau er gemeint hatte.

Männer als Unterstützer

«Kirche muss sich einsetzen gegen Ausbeutung», sagt Rita Famos. Kirche könne Prostitution nicht einfach gutheissen: «Frauen werden ausgenutzt und erniedrigt.»

Rita Famos legt Wert darauf, dass auch Männer ihre Kandidatur stützen. Sie hat ihren Zürcher Kirchenpräsidenten Michel Müller hinter sich.

«Bischof passt nicht zur reformierten DNA»

Rita Famos betont, sie stehe für einen anderen Stil als Locher. «Der Kirchenbund muss eine Drehscheibe werden von kirchlichen Talenten, von Leuchtturm-Projekten. Ich möchte Impulse setzen für die ganze Kirche.»

Ein Bischofsamt lehnt sie entschieden ab. «Das passt nicht zu unserer reformierten DNA.»

Allerdings habe sie kein Problem, im Team eine Art geistliche Führung zu übernehmen. «Das griechische Wort für Bischof heisst so viel wie: auf etwas schauen. Auf die Mitgliedskirchen schauen, auf gesellschaftliche Themen schauen, und das mit der Botschaft des Evangeliums füllen, dieses Amt würde ich gerne übernehmen.»

Politisch Mitte-rechts, kirchenpolitisch modern

Die Kandidatin ist Mutter zweier erwachsener Kinder. Sie habe immer in Jobsharing-Modellen gearbeitet. Ihr Mann ist in der Zürcher FDP aktiv, sich selbst verortet Rita Famos «Mitte-rechts».

Aber sie stehe für eine moderne Kirche: «Wir brauchen mehr Vielfalt in den Gremien, in den Synoden, in den Räten.»

Sie fordert mehr Frauenpower: «Als eine der wenigen Kirchen können in der reformierten Kirche Frauen alle Positionen wahrnehmen. Diese Gleichberechtigung sollten wir stärker nutzen.»

Keine Schlammschlacht

Rita Famos hofft, dass der Wahlkampf fair verlaufe: «Für eine Schlammschlacht stehe ich nicht zur Verfügung.» Zumal sie ihrem Kontrahenten auch Positives abgewinnt: «Gottfried Locher hat eine positive Ausstrahlung. Er hat klar formuliert und ein akademisches Profil.»

Das sei ein weiterer Unterschied zu ihr: «Ich habe keinen Doktortitel, ich komme aus der kirchlichen Praxis.»

Manche Reformierte fragen sich, ob der geplante Wahltermin am 17. Juni nicht lieber verschoben werden solle – damit mehr Zeit für den Wahlkampf bleibe.

Rita Famos will aber Kurs halten: «Gottfried Locher ist bekannt, ich war vier Jahre im Kirchenbund.» Sie glaube nicht, dass mehr Zeit mehr Erkenntnisse liefere: «Knackige zweieinhalb Wochen reichen, damit sich 70 Leute eine Meinung bilden können.»

Für eine Stellungnahme war Locher nicht zu erreichen.

Sendung: Radio SRF, Rendez-Vous, 31.05.2018, 12:30 Uhr

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