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Sommer vor der Tür Ode an den Park

Ob Proleten oder Philosophen: Im Park findet jeder seinen Platz. Ein Ort der Gemeinschaft, der dem Gemüt guttut.

Hoch über den Dächern von Paris liegt sie: die grüne Beauté, der Buttes-Chaumont. Der Park – parfait pour les pique-niques. Oder auch: der perfekte Ort, um reichlich Rosé zu picheln.

Die PariserInnen lieben ihren Park. Ein Kleinod in der Grossstadt, wo Jogger, Obdachlose und Oberschicht ihren Weg gehen. Und wo alle irgendwo ihr Plätzchen finden.

Zugang verwehrt

Wer jetzt schon einen Pied im TGV hat: Für Park-Perlen, das weiss selbst ich, muss man nicht nach Paris reisen. Sie finden sich oft gleich ums Eck. Doch schätzen wir sie auch immer?

Richtig vermisst habe ich sie ja erst, als ich sie nicht mehr hatte. In Jogging-Montur stand ich also kürzlich vor «meinem» Park. Verschwitzt und verdutzt vor verschlossenen Toren. Klar, wegen Corona.

Wie alle anderen musste ich plötzlich auf meine Runden im Park verzichten. Und hatte plötzlich mit Barack Obama etwas gemeinsam: «Ich will nur durch den Central Park gehen und den ganzen Tag Leute beobachten. Ich vermisse das sehr», sagte der Ex-Präsident mal. Sein Problem hiess natürlich nicht Corona, sondern Präsidentschaft.

Serie: Sommer vor der Tür

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Einfach mal sein

Warum ich Parks sonst noch mag? Weil man einfach sein kann. Weil man tun und lassen kann, was man will. Wenn’s auch gar nichts ist. Nachdenken? Nach dem Nickerchen. Federball? Erst mal fläzen. Grillen? Nach dem Chillen. Gaffen? Immer gerne, machen ja alle Affen.

Ein Nachmittag im Park kann so herrlich – fast schon himmlisch sein. Wären da nicht die teuflischen Boomboxen, die mit ihren Besitzern, deren Bierbüchsen und totmarinierten Bratspiesschen den Park belagern. Doch was wäre auch das Paradies ohne den Beelzebuben

Der Park – ein Evergreen

«Such a perfect day, drink sangria in the park», haucht Lou Reed in seinem Evergreen «Perfect Day». Ein Loblied auf den Park? Oder vielleicht doch eher auf Drogen? Kenner mögen auf Letzteres tippen. Mir schnuppe: Ich höre da eine Hymne aufs Abhängen im Park.

Mein bescheidener Tipp deshalb für diesen Sommer: Schnappen Sie sich eine Picknick-Decke, setzen Sie sich in den Park ihrer Wahl und bleiben Sie sitzen. Mit Lektüre oder ohne. Mit Freunden oder ohne, aber immer mit der Ruhe. Und um cool mit Reed zu schliessen: «And then later, when it gets dark, we go home.» Friedlich freilich.

Parks: Musik in Ihren Ohren!

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Legende: Imago / Westend61

Von Parks hört man oft in Songs. Drei Beispiele:

  • Small Faces «Itchycoo Park»: Itchy-was? Den Park mit seltsamen Namen, den die Band da besang, gibt’s nicht. Damit vertonten die Briten das unangenehme Gefühl, das britische Parkbesucher aus Parks mitbrachten: Sie setzten sich nämlich buchstäblich in die Nesseln. Die lästige Folge: Juckreiz (engl. itch)
  • Blur «Parklife»: No news: Engländer lieben ihre Parks und Gärten. Auch die Britpop-Band Blur besang in den 90ern das Leben im Park. Ort der Inspiration war für Mastermind Damon Albarn angeblich der Hyde Park in London, wo er «pigeons and people and all that stuff» beobachtete.
  • Beach House «A Walk in the Park»: Ein Song zum Schwelgen, den die kalifornische Indie-Band da kreierte. Ein Song, der so tönt, wie er heisst. Triste Note: Der Song soll angeblich die Zeit nach einer Trennung beschreiben – die sich so sinnlos anfühle wie ein Spaziergang im Park. Herzzerreissend, wunderschön.

Sendung: Radio SRF 1, Treffpunkt, 08.06.2020, 10:03 Uhr.

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