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Interview «Wir wollen, dass die Pflege auch in Zukunft gesichert ist»

Mehr Wertschätzung und attraktive Arbeitsbedingungen fordert die Initiative des Berufsverbands der Pflegefachleute. Präsidentin Helena Zaugg erklärt warum.

Zur Person

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Legende: SRF

Helena Zaugg ist Präsidentin des Schweizer Berufsverbands der Pflegefachleute (SBK). Der SBK lancierte im Januar 2017 die Pflegeinitiative.

SRF: In der Schweiz gibt es 1600 Alters- und Pflegeheime. Sie beherbergen rund 100'000 Menschen. Eine Studie ergab, dass neun von zehn dieser Heime Mühe haben, gut ausgebildetes Personal zu finden. Der Notstand ist in der Altenpflege besonders drastisch. Zu welchem Ziel und Zweck hat der Berufsverband SBK nun eine Initiative lanciert?

Helena Zaugg: Wir wollen, dass die Pflege auch in Zukunft gesichert ist. Wir haben heute das Problem, dass zu wenige Leute ausgebildet werden und zu viele zu früh aus dem Beruf aussteigen.

Wir müssen nun Massnahmen ergreifen, damit eine gute Pflege auch in Zukunft möglich ist. Wir wollen auch, dass die Pflege im Gesundheitswesen mehr Wertschätzung bekommt.

Die Pflege ist komplexer geworden.

Die Pflegeinitiative

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Der nationale Versorgungsbericht für die Gesundheitsberufe zeigt: Der Bedarf an Pflegepersonal wird in den nächsten neun Jahren um gut 20 Prozent (40`000 Personen) steigen. Die Pflegeinitiative fordert, dass Bund und Kantone sicher stellen, dass eine genügende Anzahl diplomierter Pflegefachpersonen zur Verfügung steht.

Das zeigt ja auch, dass sich am öffentlichen Bild der Pflege etwas verändern muss, wenn Sie von Wertschätzung und Selbstständigkeit reden.

Die Pflege ist komplexer geworden. Viele meinen, Beine waschen und eine Hand reichen, könne jeder. Tatsächlich braucht es sehr viel Knowhow, um Menschen eine gute Lebensqualität zu ermöglichen. Trotz Einschränkungen, trotz Krankheiten.

Die Bilder in den Köpfen der Laien sind häufig sehr veraltet. Der Beruf hat sich gewandelt. Und das nicht erst seit gestern. Das muss die Pflegebranche auch an der Öffentlichkeit deutlich machen.

Die Arbeitsbedingungen müssen attraktiv sein.

Was tut denn nun der Berufsverband konkret, um die personellen Engpässe zu beheben?

Eigentlich gehört es ja nicht zu den Aufgaben eines Berufsverbandes, Nachwuchsprobleme in den Betrieben zu lösen. Aber natürlich schauen wir nicht tatenlos zu.

Für uns ist eine hohe Pflegequaliät in den Spitälern, Heimen und in den ambulanten Einrichtungen zentral. Mit der Pflegeinitiative machen wir uns stark für gute Arbeitsplätze und dafür, dass mehr Personen ausgebildet werden.

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Die Arbeitsbedingungen müssen attraktiv sein. Wichtig ist uns auch, den Pflegeprofis den Rücken zu stärken. Wir wollen selbstbewusste Fachleute, die wissen, wie wichtig sie sind, und Fachleute, die sich weiterbilden, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden.

Die Pflegeinitiative wurde im Januar dieses Jahres lanciert. Welche Wirkung merken sie schon?

Die Wirkung ist, dass wir schon viel Unterschriften gesammelt haben. Bei der Unterschriftensammlung ergaben sich sehr viele gute Gespräche mit den Menschen auf der Strasse. Mit Menschen, die Patienten sind oder waren. Und mit Angehörigen von Pflegebedürftigen.

Wir haben sehr viel Bestätigung erfahren: Ja, es brauche mehr Profis. Ja, sie müssen gut ausgebildet sein. Das hörten wir unzählige Male auf der Strasse. Auch der Politik wird bewusst, dass das Anliegen eine grosse Tragweite hat. Wir sind guter Hoffnung, dass uns die Initiative weiterbringt.

Das Gespräch führte Cornelia Kazis.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kontext, 24. April 2017, 9 Uhr.

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